Kein Grund zur Entwarnung

■ betr.: "AKW-Betreiber planen Atommüll-Tausch", taz vom 27.6.92

betr.: „AKW-Betreiber planen Atommüll-Tausch“,

taz vom 27.6.1991

...aber am Atommüllendlager Schacht Konrad halten sie fest!

Die Bemerkung in Eurem Artikel über den Atommülltausch mit den WAAs in La Hague und Windscale- Sellafield, Schacht Konrad würde überflüssig, hat unter Schacht-Konrad-Gegnern schon einige Verwirrung gestiftet. Wäre es tatsächlich so, warum sollten wir dann weiter unsere Kräfte daran setzen, dieses Atommüllendlager zu verhindern?

Die diesem Artikel zugrundeliegenden Aussagen hat das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) am 26.6.1992 als Presseinformation herausgegeben. Sie beruhen wahrscheinlich auf einem Redebeitrag, der während der Jahrestagung Kerntechnik, 5. bis 7.Mai 1992 in Karlsruhe, gehalten wurde. Das NMU scheint aus der Erwähnung dieser Tauschverhandlungen darin den Schluß gezogen zu haben, beim erfolgreichen Abschluß würde Schacht Konrad überflüssig für die deutsche Atomwirtschaft.

Jedoch ist in Frankreich im Dezember 1991 ein Gesetz inkraftgetreten, nach welchem sämtliche bei der Bearbeitung ausländischer Brennelemente entstandenen Abfälle ins Ursprungsland zurückzuliefern sind. Sowohl Vertreter des RWE wie der GNS haben deshalb während der Jahrestagung gleichlautend erklärt, daß unter diesen Bedingungen die Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad spätestens ab 1997 erforderlich ist.

Nicht daß die GNS als Vertreterin der deutschen EVUs in diesen Verhandlungen eine reine Weste hätte. Sie fänden gar nichts dabei, wenn Atommüll aus deutschen Brennelementen im Ausland nur „oberflächennah vergraben“ würde.

Atomindustrie und Bundesregierung sehen Schacht Konrad überdies nicht nur für Abfälle aus Wiederaufarbeitung vor, sondern auch für die großen Mengen an schwach- und mittelradioaktiven Betriebsabfällen, die bereits in den Lagern der deutschen AKWs und Forschungszentren angesammelt sind und bei ihrem weiteren Betrieb anfallen werden.

Für uns Atomkraftgegner gibt es deshalb keinen Grund zur Entwarnung: Die deutsche Atomwirtschaft und die Bundesregierung halten an Schacht Konrad als Atommüllendlager fest.

Die Einwenderinnen und Einwender sollten sich verstärkt gemeinsam auf den Erörterungstermin im Planfeststellungsverfahren zu Schacht Konrad vorbereiten! Marie Ihlbrock, Hannover