Kultur und Sport vom Millerntor

Ein Hamburger Fußballverein, der FC St.Pauli, organisiert Fahrten zur Kasseler Kunstausstellung „Documenta“ und fungiert als Partner dieser Kunstausstellung. Nicht ohne Grund: Das diesjährige Rahmenprogramm besteht aus Jazz, Boxen und Baseball. In der letztgenannten Disziplin bestreiten die Sportler des Kiez-Clubs, die St.Pauli Knights, gegen ein Kasseler Team das Vorspiel zu einem Länderspiel zwischen den Niederlanden und Deutschland.

Aber was hat Sport mit Kunst zu tun? „Die Kunst hat kein Exklusivrecht auf Ausdruck. Jazz, Baseball und Boxen artikulieren ihre Kraft und Schönheit ebenso bestimmt und unverwechselbar“, ist dem Pressematerial zu diesem Kunstspektakel zu entnehmen. Dem Organisator der diesjährigen „Documenta“, Jan Hoet, gelang es, neben den etablierten bildenden Künstlern auch hochkarätige Sportstars zu verpflichten. Etwa die kubanische Baseballnationalmannschaft, die zuvor noch nie auf deutschen Rasen zu sehen war und die der Weltklasse zuzuordnen ist.

Der FC St.Pauli beschränkt sich allerdings nicht nur darauf, sein Baseballteam nach Kassel zu schicken. Zusammen mit einer Hamburger Boulevardzeitung und dem Busunternehmen Nico Didion organisiert der Millerntorverein Fahrten zum Dumpingpreis von 60 Mark (inclusive Eintrittskarte) nach Kassel. Jeden Sonnabend um 6 Uhr startet ein Bus von der Geschäftsstelle am Wilhelm–Koch–Stadion, Budapester Straße, zur „Documenta“. Ursprünglich war ein täglicher Transfer von kunstbeflissenen Sportliebhabern oder sportbegeisterten Kunstfetischisten geplant. Doch die erhoffte Resonanz blieb bisher aus. Und auch der Versuch, eine zweite Fahrt sonntags anzubieten, schlug fehl. Mit 20 bis 40 Personen pro Fuhre beziffern die Reiseveranstalter die Nachfrage. kader