Verkauft ist verkauft ...

■ Epidosen aus der norddeutschen Rechtswirklichkeit (Teil I): Tochter klagt gegen Kneipenkollektiv Fritz Bauch, das sich nach ihrem verstorbenen Vater nennt und gleichzeitig mit der Hafenstraße solidarisch ist

(Teil 1): Tochter klagt gegen Kneipenkollektiv Fritz Bauch, das sich nach ihrem verstorbenen Vater nennt und gleichzeitig mit der Hafenstraße solidarisch ist

Im Schanzenviertel gibt es eine neue Kneipe, die den wunderschönen Namen „Fritz Bauch“ trägt. Herr Bauch, inzwischen längst verstorben, hatte sie dort unter seinem Namen etabliert.

Irgendwann nach seinem Tode verkaufte die Tochter das dazugehörige Haus mitsamt der Kneipe. Diese wird neu eröffnet durch das „Kneipenkollektiv Fritz Bauch“, Leute, die den Namen übernommen, aber mit dem Verblichenen persönlich nichts zu tun haben. Die Kneipe kommt im Schanzenviertel gut an, der Erfolg hätte dem Namensgeber — wir dürfen es annehmen — sicherlich helle Freude bereitet.

Doch der Neid ist nicht weit. Folgendes geschieht. Das Kneipenkollektiv erdreistet sich — zusammen mit 40 anderen Stätten der Kiez-Gastronomie — zu einer Solidaritätserklärung für die Hafenstraßen-Häuser. Soll es sein, daß sich der ehrwürdige Gastwirt Fritz Bauch posthum mit der Hafenstraße solidarisiert? Seine Tochter, die seit ihrer Heirat einen anderen Namen trägt, findet, daß das nicht sein darf. Und entscheidet für den Verstorbenen, daß der, vermittelt durch seinen Namen, nicht zu „dem Hafenstraßen-Milieu“ gerechnet werden soll. Lange nach der

1Übergabe von Haus und Wirtschaft will die Erbin deshalb dem Kneipenkollektiv verbieten, die Gaststätte unter dem Namen ihres Vaters zu führen.

Vor Gericht findet sie damit

1kein Gehör. Von dem Amtsrichter muß sie sich sagen lassen, mit dem Verkauf des Hauses samt Kneipe habe sie Inventar und Namensrecht aus der Hand gegeben. Und auch das Landgericht hält ihr vor, daß

1die Weiterführung des Namens keine grobe Entstellung des Lebensbildes ihres Vaters bedeutet (der war schließlich auch Gastwirt). Die Klage wurde in beiden Instanzen abgewiesen. Ob sich der

1alte Fritz Bauch nicht doch über die Kollektivisten gefreut hätte, die unter seinem Namen eine lebendige und engagierte Gastwirtschaft unterhalten — vielleicht klammheimlich? Justus