Ein Urpferd zieht um

■ Im Harburger Helms-Museum wird fleißig eingepackt: Der Umbau des Gebäudes soll im Herbst beginnen

wird

fleißig eingepackt: Der Umbau des

Gebäudes soll im Herbst beginnen

Die Vitrinen im ersten Stock des Helms-Museums sehen bereits aus, als seien die Grabräuber über sie hergefallen - leer. Nur hie und da ruht noch das komplett ausgegrabene Skelett eines Urpferdes unter Glas, oder erinnern grobe Steinblöcke und Mahlwerkzeuge an die ersten menschlichen Backversuche der Frühgeschichte.

Im Keller des Gebäudes, dem Museumsmagazin, reihen sich Tonkrüge, Bronzehelme und Grabgefäße dicht an dicht in den deckenhohen Regalen. „Jede Urne geht durch meine Hand“, erklärt Dr. Friedrich Laux, stellvertretender Museumsdirektor und Leiter der Sammlung nicht ohne Stolz. Er und sein Assistent sind mit dem Einpacken ganzer Friedhöfe aus der Völkerwanderungszeit beschäftigt. Die Hälfte der allein rund 5000 Urnen

ist bereits in Kisten verschwunden.

Erfreulich auch, daß, so Laux, manches „verschwunden geglaubte Stück auf diese Weise wieder aufgetaucht ist“.

Zwei Ordner „Umzug“ stehen im Büro der Verwaltungsleiterin Erika von Kalben. Seit der Hamburger Senat im Mai diesen Jahres die Freigabe der Mittel für die zweite Umbauphase des Museums für Archäologie und die Geschichte Harburgs beschloß, sind die 30 Mitarbeiter des sogenannten Stammhauses am Harburger Museumsplatz mit Sortieren und Organisieren beschäftigt. Denn schließlich, so Erika von Kalben, „wird das ganze Museum eingepackt und eingelagert“.

Seit Ende Juni ist das Haus ge-

schlossen. Rund 5000 Kartons hält die Umzugsfirma für das „Unter-

nehmen Helms“ bereit - exklusive Möbel und Vitrinen.

Bereits 1990 war - in der ersten Bauphase - die alte Harburger Feuerwache in der Hastedtstraße, fünf Gehminuten vom Museumsplatz entfernt, zur „Außenstelle“ des Helms-Museums umgebaut worden. Dort sollen, in einem Nebengebäude, auch die Mitarbeiter des Stammhauses samt ihrer Kisten und Kartons vorläufig untergebracht werden. Maximal bis Sommer 1993, so vermutet Erika von Kalben, werde der Umbau wohl dauern.

Der Fünfziger-Jahre Bau, der das im Krieg zerbombte ursprüngliche Helms-Museum - benannt nach dem Senator, Kaufmann und Gründer des Harburger Museumsvereins August Helms - in der Buxtehuder Straße ersetzte, wird renoviert und umgebaut. Insgesamt 3143000 Mark hat der Senat dafür bewilligt.

Nach der Sanierung des Stammhauses sollen hier nicht nur die

Museumsverwaltung sondern auch die wissenschaftlichen Bereiche zentralisiert werden. So zieht etwa die Bodendenkmalpflege - die Archäologen, die im Freien buddeln - von der Feuerwache ins Stammhaus um, und auch die Restauratoren erhalten dort neue Werkstätten. Das Erdgeschoß bleibt Sonderausstellungen vorbehalten.

Die Geschichte Harburgs wird künftig in der alten Feuerwache ihren Stammplatz haben. Doch wohin mit der großen Harburger Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte des menschlichen Wesens, die bisher ihren Platz im Stammhaus hatte? Auch diese Frage ist schon längst geklärt: Denn in einem dritten Bauabschnitt soll, voraussichtlich 1994, auch das Harburger Standesamt in der ehemaligen Handwerkskammer direkt gegenüber dem Helms-Stammhaus für Muse-

umszwecke umgebaut werden. Das „Panorama der Jahrtausende“ soll

in den 90 Jahre alten Backsteinbau umgesiedelt werden.

„Es handelt sich ja nicht nur um einen Umbau, sondern auch um einen Ausbau“, sagt Erika von Kalben. Nicht nur neue Ausstellungskonzepte auch ein Museumscafe ist in Planung. Denn: „Das Helms-Museum soll attraktiver werden.“

Die Folgen des langwierigen Drei-Phasen-Umbaus machen sich offenbar schon bemerkbar. 1991 gingen im Helms-Museum die Besucherzahlen, entgegen dem allgemeinen Trend in Hamburgs Museumslandschaft, merklich zurück. Und auch wenn 1998, zum hundertsten Jubiläum des Harburger Helms-Museums alles komplett sein soll, die Durststrecke kommt erst noch. Von Kalben: „Es ist schon ein Problem, für ein leeres Museum zu arbeiten.“

Mechthild Bausch