QUERSPALTE
: Turtelnde Pärchen sind hier absolut unerwünscht

■ In Kreuzberg öffnete die erste Bar nur für Singles/ Im »Pairs Out« soll es ums Kennenlernen gehen

Als alleinstehender Barbesucher hat man es wahrlich schwer. Neben kläffenden Kötern sind es vor allem turtelnde Pärchen, die einem den Samstag abend an der Theke so richtig vermiesen können. Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, daß gerade die Männer oder Frauen, die man sich für einen Flirt ausguckt hat, immer schon vergeben sind.

Grund genug, am vergangenen Wochenende in der Mittenwalder Straße in Kreuzberg die Bar »Pairs Out« zu eröffnen. Der Name ist Programm: In dem »ersten Anmachladen für Singles« müssen Zweierkisten leider draußen bleiben. »Verliebte Pärchen sollen das Publikum anderswo eifersüchtig machen, bei uns geht es ums Kennenlernen«, erklärt Kneipenchef Thomas das Prinzip. Und siehe da, es funktioniert: Gleich viermal wurde der taz-Reporter nach einer Kippe gefragt, dreimal nach dem Sternzeichen und ihm gar zweimal tief in die Augen geschaut. Ohne Pärchen geht es wirklich leichter und unverklemmt: Niemand blätterte im »Pairs Out« angestrengt in der zitty oder betrachtete krampfhaft die Ausstellung an der Wand.

Doch unter den Eröffnungsgästen herrschte auch Verunsicherung, da weder ein Türsteher noch ein Aushang über die genauen Einlaßregeln aufklärten. Dürfen denn auch diejenigen hinein, die eine offene Zweierbeziehung führen? Müssen zwei Gäste, die sich kennenlernen, das Lokal umgehend wieder verlassen? Und wie sieht's mit Dreierkisten aus? Der Weisheit letzter Schluß ist die Singlekneipe nicht. Denn selbst, wenn sich dort zwei Leute finden, ist Streß vorprogrammiert: Der eine Partner sucht etwa das Glück für die Nacht, der andere aber das Glück fürs Leben...

Das größte Unglück freilich: »Pairs Out« ist eine Schwulenbar — als ob die Homos nicht schon genügend sexuelle Schnellbegegnungsstätten hätten. Doch wäre eine Singlekneipe für Heteros nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt? Vermutlich würden sich dort die lüsternen Männer nur gegenseitig auf die Füße treten. Micha Schulze