Hoffnung, Andacht, Emotionen

■ In Bewegung: Vier Künstlerinnen aus Hamburg und Umgebung stellen auf Kampnagel aus

: Vier Künstlerinnen aus Hamburg und Umgebung stellen auf Kampnagel aus

Auf den ersten Blick erscheint der Ausstellungstitel In Bewegung, unter dem der Berufsverband Bildender Künstler Arbeiten von vier Künstlerinnen aus Hamburg und Umgebung in der Halle 3 auf Kampnagel zeigt, recht beliebig. Auf den zweiten und weitere Blicke erst offenbart sich ein möglicher (wenn auch banaler) Vorteil des Titels. Denn so offen der Begriff, so unterschiedlich ist hier auch dessen künstlerische Umsetzung.

Gisela von Waldow arbeitet seit einiger Zeit an einem „Prozeß zum Migrationsthema“, wie sie sagt. Das Material für ihre Objekte stellt sie selbst aus eingefärbten Pflanzenfasern her. Doch nicht nur der leichte, papyrusähnliche Stoff macht ihre Arbeiten zu einer Art Negation der sogenannten humanitären Hilfe für Flüchtlinge und Kriegsopfer in dieser Welt. „Decken, die nicht wärmen“, hat Gisela von Waldow zusammengerollt, „Westen, die man nicht tragen kann“, auf Bügel gehängt. Und die am Boden liegenden „Zelte“ sind kümmerlich klein.

Da mußte, so die Künstlerin, „auch noch irgendwas für die Hoffnung getan werden.“ Unter dem „wenn auch sehr pathetischen Arbeitstitel 'Der Hoffnung Flügel geben'“, habe sie die 13 Papiersegel an der Wand montiert - und den Arbeitstitel beibehalten.

Asketisch, fast andächtig wirken dagegen die Installationen von Mareile Schröder. In Memoriam. Zeit des Erinnerns heißt eine: In der Mitte des Raumes ist ein Hügel aus milchigem Transparentpapier aufgeschichtet, beschriebene Papierschnipsel hinter Glas will Mareile Schröder als dazugehöriges „Mahnmal“ der Vergangenheit, des Vergessens verstanden wissen.

Seltsam leer und, im besseren Sinne, vergeistigt wirken auch ihre aus Draht gebogenen Kalenderblätter - Titel: „Gerahmte Zeit“. Ein bißchen aus dem Rahmen fällt eine Flut von „Haar“ aus Peddigrohr, das Mareile Schröder über die Länge einer Wand „frisiert“ hat.

1„Das“, sagt die Künstlerin, „habe ihr einfach Spaß gemacht.“

Mit Formen zu spielen, gelingt Edith Sticker buchstäblich auf besonders plastische Weise. Das Foto einer eigenen Arbeit hat sie zu 14 Bildtafeln inspiriert. Die in den abstrakten Formen des Bildes mit einiger Fantasie zu entdeckenden Figuren und Tiere hat sie ausgeschnitten und nebeneinandergeklebt, die „Reste“ wiederum vervielfältigt und so fort. In letzter Konsequenz bleibt nur noch ein Ensemble aus Fotoecken.

1Irmgard Bußmann schließlich arbeitet mit Schnüren und Papier an ihrer „eigenen Handschrift“, so jedenfalls heißt eine großformatige Blattfolge, auf die sie mit roter Ölkreide die Spuren eines „Spaziergangs“ bannte. Die „eigene Sprache und Emotionalität weiterzugeben“ sei ihr Anliegen, erklärt Irmgard Bußmann. Und in Bewegung jedenfalls sind, daran kann nach einem Gang durch die Ausstellung kein Zweifel mehr sein, alle vier Künstlerinnen. Mechthild Bausch

K3, Di.-So 16-21 Uhr, bis 6.8.