Elizabeth Taylor und die Welt-Aids-Konferenz

Der Auftritt der Diva

Amsterdam (taz) — Ihr Ausschnitt war tief, ihr Outfit grell, ihr Lächeln routiniert, ihre Stimme unsicher und wacklig: Unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen gab sich am Montag auf der achten Welt-Aids-Konferenz die amerikanische Diva Elizabeth Taylor die Ehre. Vorgestellt wurde sie als eine der weltweit führenden Sprecherinnen im Kampf gegen Aids, die von Beginn an ein tiefes Interesse für diese „schreckliche Epidemie“ gezeigt habe.

Was sie zu sagen hatte, war so überraschend nicht, aber hier sprach eben nicht irgend jemand, sondern die große und schöne Liz. Sie verlangte eine „weltweite Solidarität gegen den gemeinsamen Feind“ und forderte den reichen Westen auf, den Entwicklungsländern mit Geld, Technologie und Information unter die Arme zu greifen. Als Chairman der amerikanischen Stiftung für die Aids-Forschung kündigte sie eine Spende von 300.000 Dollar für Aids- Projekte in Argentinien an, darunter Kondom- und Nadeltausch-Programme. Die Fragen der Journalisten konnte sie oft nicht ohne die Hilfe der Wissenschaftler beantworten, die neben ihr auf dem Podium saßen und der Schauspielerin gerne beisprangen. Oft half sie sich mit Allgemeinplätzen aus der Bredouille.

Auf den Vorbehalt, daß solche Kleckerbeträge nach dem Gießkannenprinzip im Kampf gegen Aids nur wenig nützen, entgegnete sie: „Jeder soll das Beste tun gegen Aids, an seinem Platz und von ganzem Herzen.“ Richtig gut wurde sie bei zwei Themen, die ihr offenbar besonders liegen: die US-Aids-Politik und die menschliche Sexualität. Letztere bezeichnete sie als eine „gottgegebene Erfindung“, die wir nicht verhindern könnten. Deshalb „brauchen wir Kondome, um uns zu schützen“. Höhepunkt ihrer Pressekonferenz war ihre Einschätzung der amerikanischen Aids-Politik. Präsident Bush warf sie vor, „nichts, überhaupt nichts“ für den Kampf gegen Aids zu tun. Über Vizepräsident Quayle sagte sie in Anspielung auf dessen Rechtschreibschwäche, er wisse ganz sicher nicht, wie man Aids buchstabiere. Manfred Kriener