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Erst streiten, dann bauen

■ Neue Schriftenreihe des BDA will Diskussion über Stadtentwicklung fördern

will Diskussion über Stadtentwicklung fördern

Mit der Absicht „auf eine Diskussion über Stadtentwicklung in Hamburg hinzuwirken“, hat Volker Roscher, Geschäftsführer des Bundes Deutscher Architekten (BDA), einen alten Faden wieder aufgenommen. In Anknüpfung an die 1947/48 mit sechs Heften schon einmal erschienene Schriftenreihe des Bundes Deutscher Architekten wurde jetzt mit dem Heft Nr.7 über Baukultur und Stadtgestaltung (Knut Reim Verlag) die alte Tradition wiederbelebt. Die dünnen Heftchen sollen ein „spontanes Medium“ bilden, in dem vergangene Diskussionen dokumentiert werden und zum Weiterdiskutieren angeregt werden soll.

Im Eröffnungsband der neuen Reihe finden sich folglich zwei Beiträge, die sich mit der von allen beteiligten Seiten stets angemahnten neuen Planungs- und Baukultur für Hamburg beschäftigen. Es handelt sich hier um die Wiedergabe zweier Redebeiträge vom Neujahrsempfang des BDA 1992. Mirjana Markovic, die 1. Vorsitzende des BDA und der Kunsthistoriker Hermann Hipp beleuchten den neuen Erfolg dieser Termini von praktischer und historischer Seite.

Nach einem kurzen Exkurs über die fast 90jährige Geschichte des BDA erläutert Markovic die Notwendigkeit für „den Dialog aller mit der Stadtentwicklung und Gestaltung Hamburgs befaßten Menschen und Institutionen“. Ebenso wie Hermann Hipp weicht aber auch sie konkreten Vorschlägen über Art und Weise einer Öffnung dieser Diskussion über die reine Fachöffentlichkeit hinaus aus, obwohl diese Verbreiterung des Diskurses stets gefordert wird.

Das Resümee des Kunsthistorikers, nachdem er die Begrifflichkeit der Baukultur durch die letzten hundert Jahre und ihre Verwirklichung durch den harterkämpften Kompromiß dargelegt hat, ist dann auch eher gekennzeichnet durch Selbstgenügsamkeit als durch eine kritische Offensive. Die von ihm der Hamburger Baupolitik bescheinigte „Fähigkeit zum Kompromiß“, aus der heraus sich Hamburg zu einer der „schönsten und sonderbarsten Städte der Welt“ (O-Ton Hipp) entwickelt habe, läßt ihn lediglich zu der Forderung kommen, daß die verfaßten Hamburger Körperschaften „sich ihrer Verantwortlichkeit auch für das Bauen deutlicher inne werden“ müßten. Ansonsten bescheinigt Hipp der kritischen Öffentlichkeit und dem demokratischen Pluralismus ausreichend Gewicht, um Hamburgs Architektur und Stadtplanung zum Besten zu führen. Wer's glauben mag...

Dagegen läßt sich der historische Abriß mit Interesse lesen. Dort wirft Hipp ein Schlaglicht auf die völkisch verbrämten Architekturvisionen eines Fritz Högers und würdigt ein weiteres Mal die konzeptionelle Macht Fritz Schumachers, um längs der Entscheidungen dieser Epoche die positiven wie negativen Konnotationen des Begriffs „Baukultur“ aufzuzeigen.

Auch wenn man den Schlußfolgerungen Hipps nicht folgen mag, so ist doch die Einrichtung dieser neuen Reihe rundheraus zu begrüßen. Könnte doch gerade sie der allgemeinen Diskussion über Stadtentwicklung ein wenig Tempo verleihen und damit eben zu dem Ergebnis führen, vor dem Hipp sich scheinbar zu fürchten scheint: Eine konstruktive Einmischung der betroffenen Laien, sprich einer interessierten Hamburger Bevölkerung, in die Stadtplanung hinter verschlossenen Türen. Till Briegleb

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