: Partnerspiele
■ „Glücklich geschieden“, Mittwoch, Sat1, 22.30Uhr
Scheidungen haben auch heute noch einen etwas schalen Beigeschmack. Das Wohnzimmermobiliar zerstört, die Plattensammlung auseinandergerissen. Tränen und Leid für alle Beteiligten. Doch das muß nicht so sein. Sat1 übernimmt ab sofort mit der etwas anderen Partnershow „Glücklich geschieden“ die delikate Aufgabe, uns auch eine bewegte Biographie schmackhaft zu machen. Das bewährte Rezept der Partnershows wurde beibehalten, die Quizfragen etwas vereinfacht, noch etwas seichter die Witze.
Star des Abends war Maria. Sie rollte die ganze Zeit geschmeichelt die Augen. Eine Frau, Ende dreißig, blond und blauäugig, Versicherungsangestellte. Die heimliche Heldin aller Frauenzeitschriften. Karlheinz, Dieter und Peter umschwärmen sie seit Jahren. Peter ist nur so ein Bekannter und verschwindet auch gleich wieder. Ex-Mann Karlheinz ist ein sportiver Typ mit Schnauzer. An seiner Fußballbegeisterung scheiterte die Ehe. Sie konnte das einfach nicht länger mitmachen. Nun hat sie mit dem Dieter eine leicht verbesserte Ausgabe an Land gezogen, einen alerten weichen Blondling, zu Scherzen aufgelegt.
Noch einmal also wurde um die Frau gekämpft. Wer von den beiden Männern kennt Maria wirklich? Mag sie lieber Boxershorts oder Slips? Paris oder New York? Worauf achtet sie bei Männern? Würde sie sich nackt fotografieren lassen? Partnerspiele der intimsten Art wurden hier ausgetragen. Nicht um Wunschträume und Sehnsüchte wie in anderen Partnershows ging es, sondern um harte Fakten und Kenntnisse, die nur im langjährigen Zusammenleben auf engstem Raum gewonnen werden. Die Begeisterung der Zuschauer ließ die bonbonfarbene Studiokulisse beben, als keiner der beiden die Farbe ihrer Dessous kannte. Wie nah waren sie sich eigentlich gekommen? Maria lachte geheimnisvoll. Ein Geheimnis wird uns allerdings bleiben: Wer kann so eine blöde Schnepfe überhaupt heiraten wollen? Daß eine Frau in ihrem Leben mehrere Männer verbraucht, ist keine Schande; schon gar nicht angesichts des gegenwärtigen Angebotes. Aber diese Frau ist schon nach fünf Minuten ein Scheidungsgrund. Ein Verkehrspoller hat mehr Selbstzweifel, mein Gefrierfach eine wärmere Ausstrahlung. Auch Showmaster Jörg Draeger, obwohl immer redlich bemüht, etwas Schwung in die Sache zu bringen, biß bei ihr auf Granit. Das Publikum, das ohne Murren bis zum Ende im Studio ausharrte, hatte ihr per Knöpfchendruck ja auch einen ganz anderen Partner zugedacht, nämlich den Peter. Und der war gleich wieder gegangen. Olga O'Groschen
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
