Nachts geträumt

■ Olympia-Tagebuch, Teil4

Schon wieder den ganzen Tag geglotzt. Lebensgefährtin (schwimmt immer montags) über Kommentatoren im Fernsehen genervt: „Was die so reden, daß der Tag rumgeht.“ Hat recht! Fiel mir schon nicht mehr auf. Thomas Wark (Schwimmschwätzer) meint: „So sympathisch wie eh und je dieser Matt Biondi.“ Stimmt zufällig. Kann man von Michael Groß (Ex-Albatros) leider schon lange nicht mehr sagen. Seit er nicht mehr selbst keuchend aus dem Becken kriecht, steckt er gnadenlos seinen japsenden Nachfolgern riesige, phallusartige Mikrophone zwischen die noch feuchten Zähne: „Ein phantastisches Rennen!“ — Athlet: „Hm.“ Die Tränen von Dagmar Hase (Schwimm-Gold) entlocken ihm die Lösung des Ost-West-Verhältnisses: „Wir müssen die Kuh vom Eis kriegen.“ Früher unmenschlich schnell, heute ein schlichter Mensch.

Unangenehm menschelnd dagegen wie immer Dieter Kürten (kann der schwimmen?). Bildet mit Richard von Weizsäcker (Joggen statt Schwimmen) silbergelockten Doppelschlag: Richie drückt sich im olympischen Dorf rum, um dort Athleten aufbauend Händchen zu halten, Kürten versucht Ähnliches mit dem Zuseher. Ducke mich unwillkürlich, wenn er fuchtelnd aus dem Bildschirm zu kriechen droht. Wieder was gelernt. Weiß jetzt, was „erste Reihe“ bedeuten soll. Nachts von 3-D-Fernsehen geträumt. Schweißgebadet aufgewacht. to