piwik no script img

80 000 Dollar Abfindung

■ Entschädigung für indonesischen Matrosen nach 5-Meter-Sturz

nach 5-Meter-Sturz

Der Sturz des indonesischen Matrosen Marah H. in die Ladeluke des Kümos „Melly“ wird der deutsche Reeder Gerhard Adam wohl sein Leben lang nicht vergessen. Die schweren Verletzungen des 32jährigen Seemanns beschäftigte anderthalb Jahre lang Experten zwischen Hamburg und London und führten sogar dazu, daß die unter der Billigflagge Antiguas fahrende „Melly“ in Rotterdam fast zwei Wochen lang „an die Kette“ gelegt wurde. Das Auslaufverbot bewirkte schließlich die Zahlung einer Abfindung von rund 80000 Dollar.

In der Auseinandersetzung um die Rechte des Matrosen, der noch 18 Monate nach seinem fünf Meter tiefen Sturz nur mühsam an Krükken gehen kann, hatte die „Internationale Transportarbeiter Föderation“ (ITF) immer wieder eine angemessene Entschädigung gefordert. Reeder und Versicherung wollten den Mann dagegen nach dem ersten Krankenhausaufenthalt in sein Heimatland abschieben. ITF- Sekretär Ulf Christiansen: „Die dringend notwendige weitere medizinische Versorgung hätte er nicht bezahlen können.“ Als alles nichts half, habe ITF für die Arretierung der „Melly“ in Rotterdam gesorgt.

Marah H. ist kein Einzelfall: Seeleute auf Billigflaggenschiffe sind nach den Worten Christiansens „weitgehend rechtlos.“ Gerade auf diesen Schiffen seien Arbeitsunfälle aber keine Seltenheit. „Es gib einige hundert Fälle, mit denen wir befaßt waren.“ Trotz des „Geldsegens“ hat Marah H., der im Seemannsheim am Michel lebt und dessen Aufenthaltsgenehmigung endgültig abläuft, eher Angst vor der Zukunft. Am 6. August muß er nach Indonesien zurückkehren, wo er seit seinem 17. Lebensjahr nicht mehr war. Pläne mag er nicht schmieden. „Wichtig ist erst einmal, daß ich wieder ohne Hilfe laufen kann. Alles andere wird sich finden.“ Maja Abu Saman (dpa)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen