Nur in Abstimmung mit der UNO

■ Deutsche Hilfsorganisationen arbeiten grundsätzlich nur mit Partnern vor Ort zusammen

Vertreter deutscher Hilfsorganisationen äußerten sich gestern zurückhaltend zu dem tödlichen Ausgang der Rettungsaktion für bosnische Waisenkinder. „Es ist immer schwierig, spontane Hilfsbereitschaft in Aktionen umzusetzen, die durchdacht sind und Risiken abzuwägen“, sagt Martin Kleene, Pressesprecher der Auslandshilfe bei der Caritas. „Wir verlassen uns lieber auf Partner vor Ort, die uns auch mal von Vorstellungen abbringen, weil sie die Risiken besser einschätzen können und durch ihre Ortskenntnisse auch noch andere Möglichkeiten kennen. Wir arbeiten mit der kroatischen und der bosnischen Caritas zusammen. Das charakteristische an dieser Aktion ist ja, daß sie von außen kam.“

Frühere Hilfsaktionen hätten gezeigt, daß es „selten sinnvoll ist, Kinder allein rauszubringen“, so der Pressesprecher des Malteser-Hilfsdienstes, Christoph Zeller. „Die Kinder bekommen einen echten Kulturschock, und oft gibt es auch Schwierigkeiten bei der Rückkehr.“ Eltern, die auf der Flucht sind, Monate später wieder ausfindig zu machen, sei oft schwierig. Der Malteserhilfsdienst handhabt das Ausfliegen von Kindern daher „ganz, ganz restriktiv“: nur dann, wenn medizinische Hilfe für die Kinder vor Ort nicht möglich ist und nur in Begleitung Erwachsener. Alle Aktionen werden mit der UNO und dem deutschen sowie dem kroatischen Koordinierungsbüro für Flüchtlinge abgestimmt. Horst Hamborg, Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes hält sich mit Kritik an den Initiatoren der mißglückten Rettungsaktion zurück: „Es wäre vermessen, Schuldzuweisungen auszusprechen.“ Aber auch er hält es für „problematisch, Kinder aus ihrem sozialen Umfeld herauszureißen“. Schon im vergangenen Jahr, bei den Hilfsaktionen für die kurdischen Flüchtlinge, hätten private Initiativen angeboten, Kinder bei sich aufzunehmen. „Wir haben dieses Ansinnen jedoch abgelehnt.“ Auch die medizinische Hilfe schlägt in fremder Umgebung oft nicht an. Eine vergleichende Untersuchung der medizinischen Hochschule in Hannover über Knochenmarktransplantationen bei Tschernobyl-Opfern habe ergeben, daß die Heilungsrate bei Patienten aus einem anderen Kulturkreis „viel geringer“ sei.

Die Berichte über die Evakuierung der Kinder aus Sarajevo haben bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eine „große Nachfrage nach Waisenkindern“ ausgelöst, so der Leiter der Abteilung Migration, Eberhard de Haan. „Es gibt Anrufer, die sagen, wir möchten ein Kind adoptieren.“ Auch die AWO hatte aufgerufen, Flüchtlinge aufzunehmen, aber „die Resonanz geht ein bißchen am Bedarf vorbei“, stellt de Haan fest. Das größte Interesse besteht an Kindern ohne Anhang. win