Des Moonwalkers Jugend

■ Michael Jackson in Bremen: „Der hatte bloß seine Spielsachen im Kopf...“

„Und hier“, haucht die junge Dame während der Betriebsführung bei Radio Bremen, „hier war sein Platz.“ Ehrfürchtig läßt sie einen Finger über den mit rotem Samt ausgekleideten Kantinenstuhl gleiten. „Hier hat er damals mit Twiggy und der einen Sängerin von 'Baccara' ein Milkshake...“ Ihre Stimme versagt. Genau so könnte es heute sein, hätte schon damals jemand geahnt...

21. Mai 1977, zwischen 22.10 Uhr und 23.10 Uhr. Ein historischer Tag für Bremen. Der „Musikladen“ (Nr. 33) flimmert aus den Radio-Bremen-Studios über die deutschen Bildschirme. Ein breitnasiger, schwarzer Schuljunge tänzelt im türkisfarbenen Anzug mit weitem Hosenschlag auf der Bühne in der Bgm.-Spitta- Allee und trällert mit seinen vier Geschwistern „Enjo-hoy yourse- helf“.

Er ist es — Michael Jackson. Wie veränderte sich in diesem Moment das Leben derer, die damals seinen Körpergeruch wahrnehmen durften, was machte der hautnahe Kontakt zum Beispiel mit der Moderatorin, die die „Jackson Five“ und unser Michael damals ansagen durfte?

„Hm, ich kann mich an den gar nicht mehr erinnern“, sagt Uschi Petersen, damals noch Nerke. „Wer hätte denn auch ahnen können, daß dieser kleine Lümmel so ein großer Star wird? „ Und überhaupt, da tummelten sich ja so viele Popgrößen und -sternchen auf der Radio-Bremen-Bühne... Beim ersten Mal, im Sommer 1977, da dürfte Michael Jackson hinter der Bühne womöglich ein paar Worte mit den Leuten von „Boney M.“, den „Four Seasons“ oder „Pussycat“, aber auch mit „Twiggy“ und „Baccara“ gewechselt haben. Wenn er denn überhaupt mit jemandem geredet hat: „Gott, der Michael Jackson, der war doch noch'n Gör und hatte bloß seine Spielsachen im Kopf“, erinnert sich Regisseur Mike Lekkebusch. „Und außerdem sah der ja noch ganz anders aus..“

Und so hat der kleine Michael womöglich bei seinem zweiten Besuch in Bremen — am 25. Januar 1979 sang er mit seiner Sippe „Blame it on the boogie“ im „Musikladen“ (Nr. 44) — den erfrischenden Austausch mit den „Pointer Sisters“ oder „Sweet“ verpaßt. Aber eigentlich muß er sich doch am Samstag im Bremer Weserstadion ganz wie zu Hause fühlen!

Überhaupt fühlt er sich wieder, ließ er zuletzt verlauten: Am vergangenen Samstag sagte Jackson ein Konzert in London ab. Wegen einer „virusähnlichen Erkrankung“. Aber gestern moonwalkte er in Cardiff schon wieder, und der Auftritt an der Weser scheint gesichert. Ausverkauft ist das Konzert jedoch nicht, in den letzten Tagen wurde Bremen nochmals mit den „Dangerous-Tour“- Plakaten vollgekleistert. Aber nach Auskünften der Konzertagentur sind „gut 40.000 Karten“ verkauft. Für Nicht-KartenbesitzerInnen wird im Stadionbad wieder eine „Moonlight-Party mit Open-air-Musik“ stattfinden: Um 18.30 Uhr geht's los mit Grill, Faßbier und Sektbar, die musikalische Begleitung startet um 19 Uhr.

Susanne Kaiser