piwik no script img

Nostalgische Stimmen zu einem einst beliebten Gefährt

TRAUER UM DIEP L A S T E G U R K E Nostalgische Stimmen zu einem einst beliebten Gefährt

Mike Kubeile, 26, Arzt

Ich finde es schade, daß man immer weniger Trabis sieht. Schließlich bin ich damit aufgewachsen, und der Trabi ist auch ein Stück von meiner Kindheit. Jetzt fahre ich selber seit zwei Jahren einen. Bis jetzt bin ich immer zufrieden gewesen, außer was die Sicherheit betrifft. Der größte Nachteil des Trabis sind die schlechten Bremsen. In der DDR ist das nicht so aufgefallen, weil alle gleich schlecht gebremst haben. Aber heute fühle ich mich gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern eindeutig im Nachteil und muß immer besonders gut aufpassen.

Hier beim Deutschen Historischen Museum findet man immer noch einige Trabis auf den Parkplätzen. Ich habe allerdings keinen. Als Spielzeugauto finde ich den Trabi wunderbar. Schließlich ist das ein sehr originelles Auto, und früher war der Trabi auch fortschrittlich. Aber das ist er heute nicht mehr, weil er die Umwelt so stark belastet. Es macht wirklich keinen Spaß, hinter einem Trabi herzufahren. Ökologisch gesehen, ist es sicher besser, wenn dieses Auto ausstirbt. Aber ich finde, man sollte dem Trabi ein Denkmal setzen, so wie auf dem Ku'damm.

Ich mag den Trabi gern. So ein kleines Auto ist für eine Hausfrau wie mich einfach ideal, gerade in einer Großstadt wie Berlin. Man kann zum Beispiel sehr gut damit einkaufen fahren, weil der Trabi so wendig und beweglich ist, und man findet auch immer einen Parkplatz. Leider hatte ich nie selbst einen Trabi. Ich finde es nur schade, daß man jetzt in Berlin kaum noch einen Trabi sieht — irgendwie ist es eine Art kultureller Verlust. Obwohl ich ja sagen muß, daß der Zweitakter einen ganz großen Nachteil hat: er stinkt ganz schön.

Ich finde den Trabi sehr niedlich, und er ist auch das ideale Studenten- auto, weil er so klein ist. Ich würde ihn mir vielleicht sogar kaufen, aber wegen der Umweltbelastung ist die Steuer für den Trabi sehr hoch. Aus ökologischen Gründen finde ich es in Ordnung, daß dieses Auto immer seltener wird. Und wenn es weniger davon gibt, wird der Trabi ja auch irgendwie wertvoller. Für mich steckt da auch ein bißchen DDR-Vergangenheit dahinter. Der Trabi ist einfach ein Auto, das nicht so großkotzig ist. Da spielt bei mir sicher auch ein bißchen Nostalgie mit.

Mein Cousin hat einen Trabi, und da fahre ich oft mit. Ich mag das Auto gerne, und wenn ich hinten allein sitzen kann, finde ich es auch überhaupt nicht unbequem.

Meine Eltern haben selbst kein Auto. Wenn sie sich eins kaufen würden, möchte ich eigentlich keinen Trabi, dann schon lieber einen Ford oder einen Peugeot, die finde ich nämlich schöner. Trabis können aber auch gut aussehen. Man muß sie ein bißchen ansprühen, dann sind sie schicker. Mit bunten Streifen zum Beispiel oder mit Figuren oder mit kleinen Männeken.

Wir sind jahrelang einen Trabi gefahren, und wir waren immer sehr zufrieden. Der Trabi ist unkompliziert, und wir konnten ihn selbst auseinander- und wieder zusammenbauen. 1958 haben wir ihn für 8.700 Mark gekauft, die hatten wir uns zusammengespart. Später haben wir noch über tausend Mark vom Ulbricht zurückgekriegt, weil es ein Arbeiterauto war. Wir mußten damals nur drei Monate auf den Trabi warten, unsere Kinder haben dann auf ihren zehn Jahre lang gewartet. Umfrage: Miriam Hoffmeyer

Fotos: Rolf Schulten/Octopus

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen