■ Nachgefragt: "Alte liberale Positionen"
taz: Bremen diskutiert über Privatisierung. Was sagen Sie dazu?
Wirtschaftssenator Claus Jäger: Das sind alte liberale Positionen. Wir haben schon 1985 vorgeschlagen, daß die Stadtwerke Volksaktien ausgeben. Dann wäre das Kohlekraftwerk Hastedt nicht mehr gebaut worden. Die Preag hätte richtig Geld in die Kasse gegeben.
Wieviel würde das heute bringen?
Wenn wir 1993 den freien Markt haben, werden die Franzosen ihren Atomstrom natürlich preiswert anbieten. Die neuere Entwicklung würde zu einer anderen Bewertung führen.
Wieviele Milliarden können derartige Verkäufe bringen?
Man muß da sehr vorsichtig sein, denn man kann Preise auch runterreden. Sie können mit der Veräußerung von Vermögenswerten den Schuldenberg sicher nicht tilgen. Wir wollen vom Bund eine nennenswerte Entschuldung haben, Größenordnung 8,5 Milliarden. Aber darüber hinaus brauchen wir Mittel für neue Investitionen, um unsere Einnahmesituation zu verbessern. Dazu sind Eigenmittel erforderlich.
Der ehemalige Präses der Handelskammer, Berghöfer, ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) gegen Privatisierung. Er hat den Wert der 51 Prozent BLG-Anteile Bremens auf den Nennwert des Stammkapitals, also 6 Millionen, beziffert.
Ich bin Mitglied im Aufsichtsrat und werde Herrn Berghöfer in der nächsten Sitzung danach fragen. Unternehmen werden niemals nach dem Nominalkapital gehandelt.
Die Gewoba soll auch privatisiert werden?
Bremen hat die Wohnungen der Neuen Heimat nur übernommen mit der Maßgabe, das so bald wie möglich zu privatisieren.
Und das Rechenzentrum?
Das Minimum wäre ein Eigenbetrieb. Damit die roten und schwarzen Zahlen voneinander unterschieden werden können. Sympathischer wäre mir eine GmbH-Lösung. Int.: K.W.
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