“Nur“ Beziehung zu 18jähriger

■ Stadt Oldenburg weist Hinweise auf sexuellen Mißbrauch im Amt zurück

Die Stadt Oldenburg hat am Dienstag bestätigt, daß es im städtischen Kinder- und Jugendwohnheim über einen längeren Zeitraum sexuelle Kontakte zwischen dem früheren Heimleiter und einer Schutzbefohlenen gegeben hat. Da das Mädchen zu dem Zeitpunkt bereits 18 Jahre gewesen sei, so Stadtdirektor Eckart Otter, sei das Verhalten des Erziehers „wohl vorwerfbar, jedoch nicht im strafrechtlichen Sinne“. Das Arbeitsverhältnis mit ihm sei deshalb im März 1992 aufgelöst worden. Weitere Recherchen der Stadt hätten, „keinerlei Hinweise“ darüber ergeben, daß es in städtischen Einrichtungen sexuelle Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche gegeben habe, betonte Sozialdezernentin Maria Niggemann.

Ungeachtet der juristischen Bewertung des Oldenburger Rechtsamts — sexueller Mißbrauch scheide wegen der Volljährigkeit ebenso aus, wie sexueller Mißbrauch von behördlich Verwahrten — hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren aufgenommen.

Der Vorfall in dem Heim war publik geworden, nachdem sich Ende der vergangener Woche ehemalige Mitarbeiterinnen städtischer Einrichtungen mit einem anonymen Schreiben an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Sie hatten Vorwürfe wegen sexuellen Mißbrauchs in mehreren Fällen gegen den Heimerzieher erhoben und weiterhin einen Musiktherapeuten in einer städtischen Kinderklinik beschuldigt, im Oktober 1990 Mädchen zu Pfänderspielen gezwungen zu haben.

Diesen Vorwurf wies gestern der Klinikchef Professor Jürgen Drescher zurück: Während einer Musikstunde mit 4 Kindern zwischen 10 und 13 Jahren hätten die Kinder selbst vorgeschlagen, für Fehler ein Pfand abzugeben. Ein 10-jähriges Mädchen habe dann selbst sein Hemd als Pfand ausgezogen. Daraufhin habe der Therapeut das Spiel beendet. Barabara Schilling