Deutsche in den Augen junger Briten

■ Ossi am Schuh erkannt

Ossi am Schuh erkannt

Berlin (dpa) — „Die Deutschen aus Ost und West gehen völlig verständnislos miteinander um und haben so viele Vorurteile gegeneinander.“ Das ist den rund 30 britischen Jugendlichen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die sich auf Einladung der Deutsch-Englischen Gesellschaft mit gleichaltrigen Deutschen zu einer einwöchigen Konferenz in Berlin trafen, als erstes aufgefallen.

Karen ist besonders schockiert über die Überheblichkeit der Westler. Nachdem sie viele herablassende Bemerkungen über Ossis gehört hat, weiß sie, was ein „Besser-Wessi“ ist. Noch immer seien die Unterschiede zwischen Ostlern und Westlern sofort zu spüren, meinen alle. „Wenn nicht gleich auf den ersten Blick nach der Kleidung einzuordnen ist, ob einer aus dem Osten kommt, dann merkt man es am Verhalten.“ Jenny meint, sie habe es immer an den Schuhen gemerkt, ob sie nun einen Wessi oder einen Ossi vor sich hatte. Richard ist der Ansicht, daß zahlreiche Ossis zu Recht verbittert oder hilflos wirken, weil „ihre Identität total ausgelöscht wird“.

Alle Mitglieder der Gruppe kritisieren, daß beim Vereinigungsprozeß nicht ein Aspekt des ostdeutschen Lebens für gut befunden und übernommen wurde. „Das war kein Neuanfang, das war eine Übernahme“, ist die einhellige Meinung.

Als Beispiele nennen die gut informierten Studenten den Paragraphen 218, die Schließung von Kindertagesstätten im Osten und das Abwickeln des östlichen Bildungs- und Kultursystems. Der 25jährige Brendan meint, daß es so nie zu einer wirklichen Intergration kommen könne.