Notprogramm: Zehn neue Container-Dörfer

■ Hamburgs Flüchtlings-Unterkünfte sind überfüllt / Runde will in vierzehn Tagen Unterkünfte für 1000 Menschen schaffen

sind überfüllt / Runde will in vierzehn Tagen Unterkünfte für 1000 Menschen schaffen

Trotz Kasernen und Pavillondörfern, Hamburg hat nicht mehr genügend Unterkunftsplätze für Flüchtlinge und Asylbewerber. Sozialsenator Ortwin Runde legte dem Senat gestern ein „Notprogramm“ vor, nach dem innerhalb der nächsten zwei Wochen Platz für 1000 zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Runde begründete die Maßnahme mit einem „nicht vorhersehbaren“ Anstieg der Asylbewerberzahlen.

Auf etwa zehn über das Stadtgebiet verteilten kleineren Flächen sollen Wohncontainer für jeweils 100 Menschen aufgestellt werden. Die Bezirke wurden verpflichtet, der Sozialbehörde in den kommenden Tagen geeignete Freiflächen, die bereits erschlossen sind, zu benennen. Die Bezirksamtsleiter haben nach Angaben Rundes ihre Bereitschaft dazu erklärt. Die neuen Flüchtlingsunterkünfte sollen bereits in 14 Tagen bezogen werden können.

Der Alarm des Sozialsenators kommt ein wenig überraschend. Noch vor wenigen Wochen hatte er etwas vollmundig angekündigt, daß seine Behörde damit rechne, nach dem Bau der Pavillondörfer auf einen Teil der angemieteten Hotel-Unterkünfte in St.Georg verzichten zu können. Daraus wird wohl nichts werden. Eine Ansicht, die Senatskollege Hackmann bereits damals bezweifelt hatte. Da werde sich der Kollege wohl schon bald korrigieren müssen, orakelte der Innensenator und strikte Befürworter einer Änderung des Grundrechts auf Asyl.

Und behielt recht. „Eine Entlastung St.Georgs ist derzeit nicht in Sicht“, räumte Asylrechts-Verteidiger Runde gestern ein, ohne allerdings nun auf die Hackmann-Linie einschwänken zu wollen. Grund für den neuerlichen Platzbedarf sei neben der steigenden Bewerberzahl vor allem die schleppende Bearbeitung der Asylanträge in der zentralen Anlaufststelle in Zirndorf, für die die Bundesregierung verantwortlich zeichnet. Dort seien von 3599 Planstellen nur 1257 besetzt. Folge: ein Stau von gut 350000 unbearbeiteten Asylanträgen — und entsprechend überfüllte Unterkünfte in Hamburg.

9619 Plätze gibt es derzeit an der Elbe, 7087 Menschen, vor allem Flüchtlinge aus Jugoslawien, haben im ersten Halbjahr 1992 bereits einen Asylantrag gestellt. 27 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. uex