Cap Anamur gestoppt: „Schiff überladen“

■ Berufgenossenschaft moniert Platzmangel

Der vom Deutschen Notärztekomitee „Cap Anamur“ gechartete dänische Küstenfrachter „Svendborg Globe 13“ mit Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina an Bord ist auf dem Weg von Split nach Bremerhaven auf Weisung der dänischen Seeberufsgenossenschaft vor Lissabon gestoppt worden und liegt jetzt dort auf Reede. „Es ist für uns nicht akzeptabel, daß dieses kleine Schiff mit 335 Menschen über den Atlanik fährt, obwohl es nur für zwölf Menschen neben der Besatzung zugelassen ist“, erklärte der Vize-Chef der Berufsgenossenschaft, Niels Bagge, am Mittwoch in Kopenhagen.

Komiteevorsitzender Rupert Neudeck sprach dagegen am Mittwoch von einem „humanitären Skandal“. Neudeck bat die deutsche und die dänische Regierung um sofortige Intervention, „damit in diesem Fall nicht auf dem Rücken kriegsgequälter Menschen irgendein bürokratisches Exempel statuiert wird“.

Der Sprecher der dänischen Seeberufsgenossenschaft verwies zur Begründung für den Stopp des Schiffes auf den offenen Laderaum des nur 499 BRT großen Küstenmotorschiffes, in dem die Flüchtlinge untergebracvht sind. Im Fall eines Brandes oder einer Kollision sei Hilfe nicht möglich. Ein Sprecher des Außenministeriums in Kopenhagen erklärte: „So ein kleiner Coaster ist einfach nicht für den Transport derart vieler Menschen auf dem offenen Meer geeignet.“ Nichts spreche dagegen, daß die Flüchtlinge auf dem sicheren Landweg nach Deutschland gebracht würden. Der Chef der dänischen Seeleutegewerkschaft, Henrik Berlau, meinte: „Der Transport über den Atlantik ist ein Hasardspiel mit dem Leben der Flüchtlinge.“

Für die Deutsche Seeberufsgenossenschaft, die sich mit den dänischen Behörden beraten hatte, erklärte deren Sicherheitsexperte Hans Gert Franzkeit, das Schiff habe keine Sinksicherheit, keine Lenkstabilität und fahre mit offenen Luken. Im Ärmelkanal würde es innerhalb weniger Sekunden sinken. Das Risiko für Passagiere, darunter schwangere Frauen sowie Kinder und Verletzte, sei unverantwortlich hoch. Das Schiff, das für das Komitee unter dem Namen „Cap Anamur XI“ läuft, wird vor Lissabon nach Worten Neudecks von einem Polizeiboot bewacht. Damit solle verhindert werden, daß Flüchtlinge über Bord springen und in Portugal Zuflucht suchen. Rupert Neudeck: Natürlich ist das Schiff kein Luxusdampfer, aber es ist mit allem ausgestattet, was für einen solchen Personentransport aus gefährdeter Zone notwendig ist — mit 550 Schwimmwesten, 15 Rettungsinseln, genügend Nahrung, einem Medizinerteam an Bord.“

Bremen bleibt auf die Ankunft des Schiffes vorbereitet, erklärte gestern der Innensenator. dpa