Wasser-Verkehr macht Ufer mürbe

■ Behörde belohnt private Müllbeseitigungs-Aktion mit Alster-Rundfahrt / Kapitän a.D. darf weitersammeln

mit Alster-Rundfahrt / Kapitän a.D. darf weitersammeln

„Das Abfischen von Müll ist nicht unsere Aufgabe, sondern wird im Auftrag der Baubehörde von einem privaten Unternehmen durchgeführt“, erklärte Peter Schulz von der Wasser- und Schiffahrtsbehörde gestern an Bord der „Alsterobsicht 2“. Ehrengast auf dem Schiff war Jan-Gunter Beischel, der letzte Woche in Eigenregie Fahrräder aus der Alster geborgen hatte. Übereifrige Beamte hatten von dem Kapitän a.D. Bußgeld und den sofortigen Abtransport des Mülls verlangt. Mit der gestrigen Rundfahrt wollte die Umweltbehörde die peinliche Angelegenheit bereinigen.

„Die Wasser- und Schiffahrtsbehörde übt eher eine Polizeifunktion aus“, erläutert Schulz seine Aufgaben. Um Müll kümmert er sich nur am Rande. An erster Stelle steht die Kontrolle von Geschwindigkeit im Alsterschiffverkehr. Private Motorflitzer sind auf dem Gewässer überhaupt nicht zugelassen, die Anzahl der motorisierten Polizei- und Rettungsfahrzeuge ist auf 80 beschränkt. Dafür sind auf der Außenalster rund 1200 Liegeplätze an Segler vergeben. „An sonnigen Tagen sind so viele Ruder- und Paddelboote unterwegs, daß man die Alster problemlos trockenen Fußes überqueren könnte“, beschreibt Schulz das Verkehrschaos.

Das rege Treiben gehe an die Substanz der Ufer-Mauern. Je schwerer das Boot, desto stärker greift der Wellenschlag die Befestigung an. Die Ufer-Mauern der Kampnagelfabrik sind bereits so marode, daß Gutachter die Einsturzgefahr und mögliche Sanierung untersuchen. An geeigneten Stellen soll Bepflanzung der Zerstörung Einhalt gebieten.

Seit einem Jahr erhebt die Behörde Bußgelder von Alster-Sündern. Im ersten Jahr beliefen sie sich nur auf 1000 Mark, 1992 wurden bereits über 20000 Mark eingenommen. Ohne Strafe gehen meist die vielen Anwohner aus, die nachts ihren Garten-Müll in den Strom kippen: Am nächsten Tag ist kein Verursacher mehr auszumachen. Teuer werden für die Grundbesitzer hingegen umgefallene Bäume. Ihre Entfernung aus dem Wasser kostet gut 10000 Mark.

Manche Fremdkörper jedoch lassen sich überhaupt nicht mehr entfernen. So die beiden je 200 Meter langen Spundwände, die den Bau von Tiefgaragen für das neue Steigenberger-Hotel ermöglichten. Massive Bohlen, 25 Meter tief im Grund verankert, hielten während der Arbeiten das Alsterwasser auf

1and. Erst kürzlich stellte sich heraus, daß die Absperrung so festsitzt, daß ihre Entfernung die Hälfte des Steigenberger-Baus zum Einstürzen bringen könnte. Jetzt

1der Kanal kurzzeitig trockengelegt werden, um die Wände unter dem Grund abzusägen.

In Übereinstimmung mit dem Umweltamt plant Ex-Kapitän Bei-

1l demnächst eine weitere Bergungsaktion. „Fahrräder, Kühlschränke und Einkaufswagen kann man hier überall herausfischen“, so Peter Schulz. Christine Wollowski