Aus Bosnien nach Bremen

■ Die Cap-Anamur-Flüchtlinge sind endlich eingetroffen

Bremen (taz) — Sie sind da: 337 erschöpfte Flüchtlinge, darunter auch 37 Kleinkinder und ein Baby, das vor zwei Tagen auf der Cap Anamur zur Welt kam, haben heute nacht um halb drei Bremen erreicht. Nach elftägiger Reise über Wasser und durch die Lüfte haben die Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in der Bremer Stadthalle Betten und etwas Ruhe gefunden. Um einen Tisch sitzt ein Dutzend Mädchen und Jungen, die in die Kameras strahlen. Das Blitzlichtgewitter scheinen sie interessant zu finden. An der Wand hängen Bilder, die die Kinder seit heute morgen gezeichnet habe: Häuser, ein Polizeiwagen, Lastwagen und Blumen sind dabei: „Zum Frühstück haben alle Flüchtlinge eine Rose bekommen“, erläutert die Helferin vom Arbeiter-Samariter-Bund, die die Kinder betreut. Am Abend gab's für jedes Kind einen Teddybär. Auch der ist als Bild an die Wand geheftet. „Die Kinder bewältigen ihre Vergangenheit“, sagt die Helferin vom Samariter- Bund: Nicht nur Häuser und bosnische Wappen, auch Pistolen, Messer und Granaten finden sich auf den Bildern.

Nach Quoten sind die Flüchtlinge auf die Bundesländer verteilt worden. „Wir konnten alle Wünsche berücksichtigen“, sagt Almut Stoess vom Arbeiter-Samariter- Bund: „Familien und Dorfgemeinschaften konnten zusammenbleiben“. Einige Bundeslänger hätten „kleinere Verschiebungen“ bei den Flüchtlingszahlen in Kauf genommen, sagt Erhard Heintze, Referent der Sozialbehörde. Heute früh um acht sollen die Busse, die die Flüchtlinge in ihre neuen Unterkünfte bringen, starten.

Rupert Neudeck, der Initiator der Cap-Anamur-Aktion, lobte die Bremer OrganisatorInnen: Trotz kurzfristiger Termin-Verschiebungen und Ortsänderungen seien die Flüchtlinge problemlos untergekommen: „So gut wie das in den letzten 24 Stunden gelaufen ist, habe ich das in der BRD selten erlebt.“ Den Stop der Cap Anamur in Lissabon bezeichnete Neudeck als „Intrige“. Die Seeberufsgenossenschaften hätten versucht, „am untauglichen Objekt ein Exempel zu statuieren“. Bekümmert habe ihn, daß dies „auf Kopf und Rücken der Flüchtlinge“ geschehen sei. Er berichtete, Schiffe der Reederei, von der das Notärzte-Komitee den Frachter gechartert habe, hätten Waffen nach Teheran transportiert. Diemut Roether