Fünf Bäume von 1936 übrig

■ Gutachten der Senatsbauverwaltung für historische Allee Unter den Linden vorgestellt/ Breitere Bürgersteige, neue Bäume und viele Baustellen

Berlin. Unter den Linden, Berlins ehemalige, über dreihundertjährige und sechzig Meter breite Prachtstraße, soll wieder in alter Schönheit erstrahlen. Ein Gutachten, das drei Planungsbüros für die Senatsbauverwaltung erarbeitet haben, wurde Montag abend im Berlin-Pavillon vorgestellt.

Demnach soll die Mittelpromenade — die schon bestand, als Unter den Linden noch eine Allee mit sechs Baumreihen vor den Toren der Stadt war — um knapp drei Meter auf zwanzig Meter verbreitert werden. Die Querparkplätze in der Mitte sollen verschwinden, so Gutachter Thomas Nagel. Die innere Baumreihe werde bleiben, die äußere Baumreihe hingegen, ohnehin stark geschädigt durch Trockenheit und undichte Gasleitungen, soll durch junge Bäume ersetzt werden, die näher zur Straße hin gepflanzt werden sollen, damit sie nicht mehr unter dem Schatten der Häuser leiden. 30 Prozent der Bäume seien unrettbar geschädigt, nur noch fünf Bäume aus dem Jahr 1936 seien übrig, so Grüngutachter Bappert.

Die Bürgersteige sollen wesentlich breiter werden, so daß sich Cafés mit Stühlen und Tischen dort ausbreiten können. In beide Richtungen soll es drei Fahrspuren geben, davon eine Bus- und Fahrradspur und eine Park- und Ladespur. Das Brandenburger Tor, der »letzte Stein in der Brandung, bevor die Linden vom Autoverkehr überflutet werden«, so Nagel, sollte geschlossen bleiben. Da freilich ist sich die Bauverwaltung nicht mit dem Verkehrssenator einig: Dessen Abteilungsleiter Ural Kalender will eine Fahrspur mehr auf Kosten des Bürgersteigs. Schließlich werde die parallele Zetkinstraße vom Bund eingezogen, eine Einschätzung, der Senatsbaudirektor Hans Stimmann heftig widersprach. Aber auch nur eine Fahrspur pro Richtung brächte täglich 30.000 Autos in die Straße, so Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau. Weiter soll eine U-Bahn Unter den Linden oder unter der Französischen Straße verlaufen: die Linie 5 vom Alexanderplatz zum Lehrter Zentralbahnhof, deren Bau 1995 beginnen soll.

Unter den Linden werden in den nächsten Jahren ein Dutzend Baustellen eingerichtet, vom Hotel Adlon am Pariser Platz über das deutsch-französische Zentrum am Lindenkorso, wo die zurückgebaute Ecke einer geschlossenen Blockstruktur weichen soll, bis zum geplanten Hotel Pietsch des Architekten Jürgen Sawade, nahe dem Zeughaus, das ebenfalls umgebaut wird. In den leersteheden Erdgeschossen, aber auch in einem geplanten Neubau der Bundesregierung auf dem Gelände des ehemaligen Außenhandelsministeriums sollen Cafés und Läden eingerichtet werden.

Getrennt von Unter den Linden wird der Straßenabschnitt zwischen Oper und Humbold-Uni und der Straßenteil vor dem Zeughaus betrachtet. Diese Abschnitte, so Stadtplaner Nagel, hätten eher Platzcharakter, zumal dort auch keine Linden mehr stünden. Auch hier sollen die Fahrbahnen verschmälert und Parkplätze abgeschafft werden. esch