Jeder fühlt sich mitbetroffen

■ taz-Umfrage zu den Pogromen in Rostock

Berlin. Die taz sammelte einige kurze Stellungnahmen aus türkischen Organisationen Berlins sowie von türkischen Berlinern in Kreuzberg.

Safter Cinar (Vorstandssprecher des Bundes der Einwanderer aus der Türkei): Ich warne vor einer Entsolidarisierung zwischen Flüchtlingen und Türken in Berlin. Auch die, die hier leben, sind nicht dagegen gefeit, in die Argumentationsfalle der Politiker zu treten und zwischen »guten« und »schlechten Ausländern« zu unterscheiden. Jetzt kommt es darauf an, die rassistische Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten.

Turut Cakmakoglu (Vorsitzender der Türkischen Gemeinde): Ich befürchte, wenn die unsachliche Asyldiskussion nicht beendet wird, daß dann auch in Berlin mit pogromartigen Ausschreitungen gerechnet werden muß.

Aylan Göktan (Reisekaufmann): Hier in Berlin habe ich eher Angst vor kurdischen Angriffen. Das Problem der Ausländerfeindlichkeit wird aber immer größer. Man muß den Menschen in den neuen Bundesländern sagen, daß auch Ausländer mit ihren Steuern zur Finanzierung des Aufbaus der neuen Länder beitragen.

Ali Gün (Transportarbeiter): Jeder fühlt sich mitbetroffen. Es mußte ja mal passieren. Die haben zuviel Asylbewerber reingeholt. So etwas habe ich, solange ich in Deutschland bin, nicht erlebt. Aber wenn man hier seit 1971 lebt, dann empfindet man derartige Gewaltakte natürlich anders, als wenn man seit einem halben Jahr hier ist.

Habip Yasar (Geschäftsinhaber): Hier in Kreuzberg spüre ich die Ausländerfeindschaft kaum. Aber man kann natürlich die Gewalt gegen Asylbewerber nicht trennen von der Gewalt, die sich gegen Ausländer richtet. sol