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Osterholz will Asyl gewähren

■ Beirat stimmt der Unterbringung von Asylbewerbern zu

In Osterholz gehen die Uhren anders. Während in vielen Stadtteilen die Wogen der Empörung über die Verlegung des Drogenstrichs oder die Unterbringung von Asylbewerbern oder Drogenabhängigen alle Vorschläge des Senats wegspülen, beschloß am Dienstag abend der Beirat Osterholz Wohnmöglichkeiten für Asylbewerber. Auch wenn die Sozialsenatorin weniger Beulen davontug, als in anderen Stadtteilen, so ganz mochten ihr die OsterholzerInnen auch nicht folgen: Statt der geplanten 140 AsylbewerberInnen soll es nach dem Beschluß des Beirats nur Wohnraum für 70 geben.

Am Ende einer im Vergleich mäßig temperierten Debatte mit rund 500 BürgerInnen wäre es noch fast zum Patt gekommen. Ein SPD-Beirat und eine Grüne waren nicht da, einer von der SPD stimmte mit der CDU. Wenn nun der DVU-Beirat auch noch mit den Christdemokraten gestimmt hätte, wären beide Seiten gleich stark gewesen. Der ging allerdings aus unerfindlichen Gründen vor der Abstimmung. Die einzige Differenz beider Anträge lag in der Standortfrage. Vom Sozialressort kam der Standort Hans-Bredow-Str., Ecke Nußhorn. SPD, Grüne und FDP stimmten dem zu, verlangten aber eine Prüfung des Alternativstandorts 600 Meter weiter. Dort, in der Hans-Bredow-Str. auf der Höhe Weserpark, liegt ein Gelände von Radio Bremen brach, das die CDU als Standort durchsetzen wollte.

Sonst lagen die beiden Anträge gar nicht weit auseinander. Alle Beiratsmitglieder wollten die gleichen Bedingungen an ihre Zustimmung knüpfen. Stichworte: Doppelzimmer in Mobilbauhäusern, Auszahlung der Sozialhilfe, abgesicherte Betreuung und Befristung der Unterbringung auf zwei Jahre. Neben der Halbierung der Belegungszahlen war den StadtteilpolitikerInnen am wichtigsten, daß Familien einziehen sollen. Da schlug die Angst vor „alleinstehenden nigerianischen Dealern“ durch.

Am Anfang der Sitzung war allerdings die Volksseele beim Thema Unterbringung von Drogenabhängigen im ehemaligen Hotel Sillinger hochgekocht. Die OsterholzerInnen konnten sich aber beruhigen, als der Beirat auch dafür seine Kriterien bekanntgab. Doch alle Forderungen nach Betreuung sind aller Voraussicht nach ohnehin überflüssig. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß das Projekt wegen zu hoher Forderungen des Vermieters zu den Akten gelegt ist. Hans Leppien aus dem Sozialressort: „Wir wollen feste Plätze, aber zu dem Preis finden wir auch was anderes.“ J.G

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