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Umweltkripo findet Gift in Adlershof

■ Polizei vermutet massive Boden- und Grundwasserverunreinigung auf dem Gelände eines Acetylenwerks/ In Erdproben Calciumarsenat gefunden/ Firmenvertreter wäscht Hände in Unschuld

Adlershof. Die ehemals »volkseigenen« Industrie- und Gewerbebetriebe erweisen sich immer mehr als gefährliche Umwelt-Altlast. So geht die Umweltkripo von einer massiven Boden- und Grundwasserverunreinigung durch den Betrieb eines Acetylenwerks am Adlergestell in Adlershof aus. Das Werk produzierte nach der Vereinigung weiter technische Gase und wurde inzwischen von der französischen Konzerntochter »Air Liquide« übernommen. Modernisiert werden sollen die noch aus den fünfziger Jahren stammenden Uraltanlagen aber erst in Zukunft.

Bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion am Mittwoch stießen die Beamten auf erschreckende Sicherheitsmängel. Es zeigte sich, daß der bei der Acetylenproduktion anfallende Karbidschlamm noch immer in unabgedichteten Sicker- und Verdunstungsgruben aufgefangen wird. Die vier Gruben mit einem Gesamtfassungsvermögen von 9.200 Kubikmetern seien an ihrer Unterseite völlig »offen«, erläuterte der Chef der Umweltkripo, Hans-Jörg Richter. »Bloß die Fahrstraßen für Lastwagen, die zu den Gruben führen, sind betoniert«, sagte Richter. Nur rund 50 Meter entfernt von den Gruben aber fließt der Teltowkanal, nur ein Bahndamm liegt dazwischen. Richter: »Die Wasserschutzpolizei entdeckte bei ihren Hubschrauberkontrollflügen entlang des Teltowkanals diese Gruben, die nur durch Erdwälle begrenzt schienen.« Nach dem Stand der Technik müßten derartige Auffangvorrichtungen aber vollständig undurchlässig sein.

Ob das Wasser des Teltowkanals selbst durch chemische Stoff verseucht worden ist, wird derzeit noch untersucht. Erste Bodenproben der Polizei indes ergaben Hinweise auf Calciumarsenat. Laut der Feuerwehr ist Calciumarsenat eine hochgiftige Substanz, die zu Reizung der Augen, Atemwege, von Lunge und Haut führt. Die Verbindung löse sich zwar sehr schlecht im Wasser, bilde dort jedoch trotz großer Verdünnung giftige Gemische.

Vergiftet wurde das Grundwasser unter Umständen auch durch eine andere Chemikalie: Calciumhydroxid. Diese Verbindung hat, so Richter, eine stark basische Substanz. Ein Analyseinstitut ermittelte den enormen pH-Wert 13, der dem Grundwasser äußerst abträglich ist. Nun sei eventuell ein Bodenaustausch auf dem Werksgelände fällig, dessen Kosten in die Millionen gehen könnten, sagte Richter. Die Polizei prüfe derzeit noch, ob der Betrieb fehlende Absaugvorrichtungen bei der Befüllung von Acetylenflaschen hätte installieren müssen. Nach Angaben der Betriebsgesellschaft »Tega« fielen bei der Befüllung immerhin 700 Tonnen giftiger Schlamm an. Um festzustellen, ob und welche kriminellen Umweltdelikte vorliegen, muß die Polizei jetzt alle Genehmigungsunterlagen durchforsten.

Unterdes äußerte sich Tega-Geschäftsführer Reiner Niethammer »entsetzt« über den Verdacht einer Umweltgefährdung. »Der Boden unterhalb dieser Gruben ist verfestigt mit Kalkschlamm«, behauptet er. Wie es weiter hieß, habe der Acetylenbetrieb »alle« erforderlichen Genehmigungen der Ordnungsbehörden. Laut Einigungsvertrag habe man die Produktion indes bei der Umweltverwaltung nur »anmelden« müssen. Thomas Knauf

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