Redet!

KOMMENTAR

Redet!

Räumen statt reden. So wird, geschieht nicht noch ein Wunder, der Konflikt um das Gelände an der großen Brunnenstraße enden. Zwei Gruppen, beide am unteren Rand des sozialen Gefälles angesiedelt, bekriegen sich im Kampf um Wohnraum bis aufs Messer. Die zuständigen Politiker und Behörden in Altona ducken sich unterdessen weg, um bei Bedarf ihre polizeilichen Räumungstruppen ins Getümmel zu schicken. Linke gegen Linke, die sich gegenseitig zum obersten Feindbild erklärt haben. Statt bis zur letzten Minute gemeinsam nach Lösungen zu suchen, verbünden sich die Genossenschaftler immer stärker mit dem Bezirksamt, die Bauwagen-Frauen mit der Altonaer Szene. Zwar versichern beide Seiten wechselseitig ihre Gesprächsbereitschaft, doch nur um gleich darauf zu betonen, daß es nicht darum gehen könne selber zu weichen. Nur über Ersatzplätze für das jeweils andere Projekt könne gesprochen werden. Unter solchen Vorbedingungen aber kann Dialog nicht funktionieren. Interessant auch: Beide Gruppen betonen, daß sie Vorschläge für eine gemeinsame Nutzung des umkämpften Geländes vorgelegt hätten. Die jeweils andere Seite hätte abgelehnt.

Gemeinsame Gespräche können scheitern, doch es gibt zu ihnen nur eine Alternative: Die sich als fortschrittlich einstufenden GenossInnen lassen die linken Bauwagen-Frauen räumen, notfalls mit der knüppelharten Gewalt der grünen Ordnungsmacht. Das mag gelingen. Nur: JedeR der neuen Brunnenstraßen- AnwohnerInnen aus der Genossenschaft wird dann als MitverantwortlicheR für die polizeiliche Vertreibung der hier seit Jahren beheimateten Bauwagen darstehen. Im Szene-Viertel Altona keine besonders gute Grundlage für eine konfliktfreie Nachbarschaft. Marco Carini