piwik no script img

Redet!

KOMMENTAR

Redet!

Räumen statt reden. So wird, geschieht nicht noch ein Wunder, der Konflikt um das Gelände an der großen Brunnenstraße enden. Zwei Gruppen, beide am unteren Rand des sozialen Gefälles angesiedelt, bekriegen sich im Kampf um Wohnraum bis aufs Messer. Die zuständigen Politiker und Behörden in Altona ducken sich unterdessen weg, um bei Bedarf ihre polizeilichen Räumungstruppen ins Getümmel zu schicken. Linke gegen Linke, die sich gegenseitig zum obersten Feindbild erklärt haben. Statt bis zur letzten Minute gemeinsam nach Lösungen zu suchen, verbünden sich die Genossenschaftler immer stärker mit dem Bezirksamt, die Bauwagen-Frauen mit der Altonaer Szene. Zwar versichern beide Seiten wechselseitig ihre Gesprächsbereitschaft, doch nur um gleich darauf zu betonen, daß es nicht darum gehen könne selber zu weichen. Nur über Ersatzplätze für das jeweils andere Projekt könne gesprochen werden. Unter solchen Vorbedingungen aber kann Dialog nicht funktionieren. Interessant auch: Beide Gruppen betonen, daß sie Vorschläge für eine gemeinsame Nutzung des umkämpften Geländes vorgelegt hätten. Die jeweils andere Seite hätte abgelehnt.

Gemeinsame Gespräche können scheitern, doch es gibt zu ihnen nur eine Alternative: Die sich als fortschrittlich einstufenden GenossInnen lassen die linken Bauwagen-Frauen räumen, notfalls mit der knüppelharten Gewalt der grünen Ordnungsmacht. Das mag gelingen. Nur: JedeR der neuen Brunnenstraßen- AnwohnerInnen aus der Genossenschaft wird dann als MitverantwortlicheR für die polizeiliche Vertreibung der hier seit Jahren beheimateten Bauwagen darstehen. Im Szene-Viertel Altona keine besonders gute Grundlage für eine konfliktfreie Nachbarschaft. Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen