Werbespot muß weg

■ Die Fernbedienung ist fest in Männerhand

Berlin (taz) — Die brutale Unterdrückung der Frauen durch die Männer macht nicht einmal vor der Glotze halt. Es geht um das tägliche Faustrecht der Fernbedienung. Diese befindet sich nämlich fest in männlicher Hand. Mancher Streit ums „Zappen“ führt sogar bis vor den Scheidungsrichter, vermerkt Psychologie heute in ihrer Septemberausgabe. Die Opferrolle teilen sich die weiblichen Wesen aber auch mit der Werbeindustrie.

Letztere zeigt sich bestürzt über die Vormachtstellung des männlichen Daumenfitneßtrainings. Denn kaum erscheint ein Werbespot, schon wird er weggezappt. Professionellen Fernbedienern ist die Länge der jeweiligen Werbeblöcke sogar in Fleisch und Blut übergegangen, so daß sie rechtzeitig wieder am Start kein Flimmern des Filmes verpassen. Während amerikanische Kommunikationswissenschaftler froh sind über die kreativen Ausbrüche des Channel- hoppings, überlegen sich die gebeutelten Unternehmen Gegenmaßnahmen.

So wird in den USA die Forderung laut, auf allen Kanälen gleichzeitig identische Werbespots ausstrahlen zu lassen, so daß ein Ausweichprogramm nicht mehr zur Debatte steht. Sogenannte „roadblock ads“ zwingen dann die Werbemüden zum Zuschauen. Den Frauen bleibt dann nur der Nahkampf.