Tadschikischer Präsident tritt zurück

Duschanbe/Berlin (AFP/taz) — Sein zweiter Fluchtversuch scheiterte. Nachdem der tadschikische Präsident Rachmon Nabijew bereits am vergangenen Montag durch die Hintertür des Präsidentenpalastes in eine Regierungsdatscha bei Duschanbe geflohen war, wurde er gestern beim Versuch, die Hauptstadt per Flugzeug zu verlassen, aufgehalten. Panzerfahrzeuge des KGB und des Innenministeriums blockierten die Zufahrt zum Flughafen, auf den Konvoi des Präsidenten wurden Schüsse abgegeben, Nabijew mit Gewalt in die VIP-Suite des Abfertigungsgebäudes gebracht. Dort hatte der 62jährige Altkommunist keine „Wahl“ mehr: Er mußte sein Rücktrittsschreiben unterzeichnen.

Mit dem Rücktritt Nabijews endet ein seit mehr als einem Jahr dauernder Machtkampf zwischen den Anhängern des früheren KP-Chefs und der islamischen Opposition. Denn bereits im Mai 1991 hatte der Präsident durch eine Flucht aus dem Präsidentenpalast und einen anschließenden Kompromißvorschlag seinen Posten retten können. Damals wurde eine Koalitionsregierung gebildet, in einem neu geschaffenen „Volkskongreß“ stellte die Opposition 50 Prozent der Abgeordneten. Nabijew hatte seine Macht geteilt, jedoch nicht verloren, die Opposition war „befriedet“, jedoch nicht zufriedengestellt, vor allem im Süden des Landes gingen die Kämpfe zwischen bewaffneten Kommandos der Kommunisten und Moslems weiter. Kämpfe, die nun den vorgeblichen Anlaß zu einem erneuten Umsturzversuch lieferten. Flüchtlinge und Demonstranten hatten den Präsidentenpalast gestürmt. Eine offizielle Entmachtung Nabijews ist dem Parlament bisher jedoch nicht gelungen. Noch am Montag morgen hatte es bereits zum viertenmal die Debatte wegen Beschlußunfähigkeit vertagen müssen. Da viele Abgeordnete fürchteten, in der Hauptstadt als Geiseln gefangengenommen zu werden, waren sie erst gar nicht nach Duschanbe gereist. Die Kommunisten waren der Sitzung ferngeblieben, um eine Abstimmung zu verhindern. Doch selbst bei ihnen zeichnet sich eine „Wende“ ab. Auf seiten der Opposition steht nach Berichten aus Duschanbe inzwischen auch der KGB. her