Publiphilie

■ Die Philharmonische Gesellschaft kämpft gegen Besucherschwund und Konkurrenz

Die Philharmonische Gesellschaft möchte ihr Abonnementpublikum verjüngen. In den Reihen „überwiegen die grauen Haare“, hat der Vereinsvorsitzende Edzard Dettmers beobachtet. „Nachwuchs“ im Konzertpublikum, das sind für die Philharmonische Gesellschaft die 35- bis 40-Jährigen, „für die ein Abonnement kein finanzielles Problem darstellt“. Daß die KonzertbesucherInnen generell ausbleiben, dafür macht Edzard Dettmers „von uns nicht beeinflußbare“ Gründe verantwortlich: Zum einen finde in den Schulen kein kontinuierlicher Musikunterricht mehr statt, zum anderen hätten MusikliebhaberInnen zu Hause einen großen Plattenturm und könnten per Kopfhörer den besten Konzerten erstklassiger Dirigenten und Solisten in perfekter technischer Qualität lauschen. Hinzu kommt Konkurrenz von außen: Reiseorchester, die mit „publikumsfreundlichen“ Mozart-, Beethoven-und Brahms-Konzerten „absahnten“. Und nun droht auch noch direkte Konkurrenz durch die Bremer Kammerphilharmonie. Dagegen hätte Edzard Dettmers „gar nichts einzuwenden, wenn die Stadt Bremen bereit wäre, für das Staatsorchester das Geld auszugeben, das sie ausgeben sollte.“ 12 Stellen im Philharmonischen Staatsorchester seien seit Jahren gesperrt. Dettmers: „Es ist deprimierend für die Musiker, daß ihnen jahrelang gesagt wird, es ist kein Geld da, und dann verpflichtet man für 1,5 Millionen Mark ein neues Orchester. Und wir sehen es natürlich auch nicht gerne, daß man die Kammerphilharmonie nach Bremen holt, um das Musikleben zu befruchten, und die ersten drei Abonnementkonzerte sind Mozart, Beethoven, Brahms.“

In dem Dilemma, „das ganze Spektrum vorzustellen“ und „andererseits die Besucher nicht aus dem Saal zu treiben“, hat die Philharmonische Gesellschaft ihr eigenes Programm in diesem Jahr „publikumsfreundlicher“ gestaltet: der Anteil an zeitgenössischer Musik, der in den letzten zwei Jahren etwas zugenommen hatte, ist wieder zurückgegangen. dir