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MIT DER TAZ-KRISE AUF DU UND DUDie drei kleinen Standbeine der taz

■ Die Lokalteile in Berlin, Hamburg und Bremen kosten viel Geld — bringen aber auch Auflage

Als 1989 Berlin ins Zentrum der deutschen Aufmerksamkeit rückte, da war für kurze Zeit auch taz-intern die Stimmung danach: Alles Berlin! Heute sind wir froh, daß die taz drei lokale Standbeine hat, neben Berlin eben auch Hamburg und Bremen. Als rein überregionale Tageszeitung wäre die taz kaum vorstellbar, Bremen, Hamburg und Berlin tragen in überdurchschnittlicher Weise zur Gesamtauflage der taz bei (siehe Graphik unten). Auch wenn die absoluten Zahlen nicht riesig sind: In Berlin haben wir 4.792 AbonnentInnen, in Hamburg 3.036 und im Bundesland Bremen 2.520.

Als die taz 1979 gegründet wurde, da war von Lokalteilen nicht die Rede. In manchen Papieren von lokalen taz-Initiativen gab es sogar die Idee, daß die Tageszeitung mal in Freiburg, mal in Frankfurt, mal in Berlin, Hannover oder Hamburg erscheinen könnte. Das war eine verrückte Idee, Redaktion, Satz und Technik können nicht alle drei Monate umziehen. Berlin wurde zum Sitz der Zentralredaktion, und auf natürliche Weise war die taz in den ersten Monaten gut mit Berliner Berichten versorgt. Die Westdeutschen protestierten gegen die „Berlin-Lastigkeit“ der taz, und daraus ergaben sich die ersten Überlegungen für einen Berliner Lokalteil ab 1980.

Die taz war traditionell auch in Hamburg stark — 1981 kam so auch dort ein Lokalteil hinzu. Aufgrund einer finanzkräftigen Initiative von Bremer „stillen Gesellschaftern“ und in einem kostensparenden technischen Verbund mit den Hamburger Lokalseiten machte die taz- Bremen 1986 das norddeutsche Trio voll. Die Anlauf- Kosten für die taz-Hamburg wurden damals im nachhinein auf über eine Million Mark geschätzt — für Bremen mußte deshalb von Anfang an hartes Kosten-Controlling gelten. Die Lokalausgabe wird in einer eigenständigen „taz-Bremen-GmbH“ erstellt, die Redaktion wurde mit modernem Computersystem ausgestattet, sie arbeitet personalsparend ohne die legendären „Säzzer“. Nach dem Bremer Modell wurde später auch die Hamburger taz zur eigenen GmbH verselbständigt.

In der Krise des ostdeutschen und Berliner Zeitungsmarktes hat sich Nordwestdeutschland als kleiner Fels in der Brandung erwiesen — hier blieb die Verkaufsauflage stabil, während in Berlin, wo der Konkurrenzkampf auf dem Zeitungsmarkt voll entbrannt ist, die Auflage vor allem am Kiosk kräftig absackte. Die Lokalteile Hamburg und Bremen haben, wie die Länder- Abo-Statistik zeigt, auch eine größere „Reichweite“ als die Berliner taz und erst recht natürlich als die überregionale taz-Ausgabe.

In Hamburg und Bremen finanziert sich die taz übrigens in erheblich höherem Maße über Anzeigen als die überregionale Ausgabe. Die taz zwar hat nicht, wie die großen „Überregionalen“, eine Lokalausgabe mit Hunderttausender-Verbreitung, die die gesamte Zeitung mitfinanziert. Sie hat aber drei kleine Standbeine, die vor allem am Anfang sehr viel Geld gekostet haben, uns aber im Nordwesten eine stabile Auflage sichern. Ob wir weitere Lokalteile gründen können, werden wir oft gefragt. Im Prinzip ja. Aber die Anlaufkosten liegen bei über einer Million, und bis die Ableger kräftige Wurzeln schlagen, steht immer eine lange Durststrecke bevor. Dafür ist der Durst der überregionalen taz zu groß. K.W.

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