Bund läßt Ministerialgebäude leerstehen

■ Trotz Gewerbenotstand und Raumsuche für Asylbewerber und Aussiedler stehen Bundes- und Landesgebäude in Mitte leer In manchen Bauten arbeiten nur ein paar Dutzend Menschen/ Die Sozialverwaltung bemüht sich vergeblich um eine Anmietung

Berlin. Während die Sozialsenatorin über Platzmangel für Asylbewerber und Aussiedler klagt, stehen mitten in Berlin Gebäude leer: Der Bund übernahm zwar die Ministerialbauten der ehemaligen DDR, wußte aber oft nichts Rechtes damit anzufangen.

Leer steht beispielsweise das ehemalige Staatssekretariat für Körperkultur und Sport in der Mohrenstraße 6, das bis vor kurzem als Außenstelle des Bundesgesundheitsministeriums fungierte. Die Oberfinanzdirektion (OFD) sucht dafür einen gewerblichen Zwischennutzer, bis möglicherweise die Bundesregierung dort einzieht. Ungenutzt ist auch das ehemalige DDR-Außenministerium am Marx-Engels-Platz mit 26.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche. Hier sollten die Kripo—Ermittler in Sachen Regierungskriminalität einziehen, die aber nun in der ehemaligen DDR-Generalstaatsanwaltschaft in der Hermann-Matern- Straße residieren. Das Außenministerium, dessen Heizung nur noch bis zum 2. Stock funktioniert, soll abgerissen werden, so der Sprecher der Oberfinanzdirektion, Helmut John. Das Problem: Bei einem Abriß fallen die Grundstücke wieder an die Alteigentümer zurück, der Bund müßte sie wieder teuer zurückkaufen.

Halbleer steht das ehemalige DDR-Gesundheitsministerium in der Rathausstraße 3 am Alexanderplatz, das über knapp 12.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche verfügt. Das wenig schöne Haus gilt als abbruchreif. Danach aber werden auch hier Restitutionsansprüche gestellt: Der Kaufhauskonzern Hertie wird die Grundstücke beanspruchen. Und leer steht bekanntermaßen, wenn auch asbestverseucht, der riesige Palast der Republik, der täglich Tausende von Mark kostet. Eine Reihe von Gebäuden sind inzwischen in das Fachvermögen der einzelnen Bundesministerien übergegangen und werden zum Teil als Außenstellen genutzt, in denen allerdings nur wenige hundert, manchmal auch nur ein paar Dutzend MitarbeiterInnen sitzen. Im Ministerium für Volksbildung Unter den Linden 69-73, das über 10.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche verfügt, arbeiten beispielsweise nur knapp 30 Leute. Die personell eher schmal besetzte Außenstelle des Postministeriums sitzt in einem Riesenbau von 33.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche an der Mauerstraße, Ecke Leipziger Straße. Allein das Innenministerium verfügt über fünf große Gebäude in der Mauerstraße 34-38, der Behrenstraße 14-15 und am Molkenmarkt 1-3 mit zusammen 96.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche. Dort residiert neben einer schwach besetzten Außenstelle nur die Gauck-Behörde. Und auch das Bundesverkehrsministerium besitzt drei nicht vollständig genutzte Gebäude: Die Französische Straße 53-56, die Krausenstraße 17-20 und die Voßstraße 33-35. Was der Bund hat, stellt er jedoch noch lange nicht dem Land zur Verfügung. »Wir würden solche Gebäude gerne für Asylbewerber oder Obdachlose mieten«, meint die Sprecherin der Sozialverwaltung, Elke Pohl. »Aber der Bund gibt nichts her.« Aber auch das Land Berlin geht mit seinem DDR-Erbe nicht viel anders um. Leer steht etwa die frühere Akademie der Pädagogischen Wissenschaften in der Grotewohl-Straße 11 mit 14.700 qm Bruttogeschoßfläche. Das alte Preußen- Ministerium ist in Landesbesitz, allerdings stark sanierungsbedürftig. Das gleiche gilt für das leerstehende Herrenhaus des Preußischen Landtags, das 29.100 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche aufweist. Aber auch wenn beide Bauten saniert sind, werden sicher keine Obdachlosen einziehen. Eva Schweitzer