Bosnien gibt sich unschuldig

■ Schuldzuweisungen beim Tod zweier UNO-Soldaten

Budapest (taz) — Die bosnische Regierung hat die Vorwürfe, nach denen moslemische Truppen für den Tod zweier UNO-Soldaten verantwortlich seien, zurückgewiesen und meint statt dessen, daß „serbische Terroristen“ den UNO- Konvoi angegriffen hätten. Da die Bevölkerung Sarajevos auf die Hilfslieferungen angewiesen sei, wäre es „völlig unlogisch“, wenn bosnische Truppen diese beschießen würden.

Im bosnischen Radio und Fernsehen wird der tragische Zwischenfall jedoch geschickt übergangen. Lediglich in den Nachrichtensendungen wurde am Mittwoch abend erstmals erwähnt, daß ein Hilfskonvoi der UNO in einen „serbischen Hinterhalt“ geraten sei, bei dem „anscheinend“ zwei französische Soldaten ihr Leben ließen.

In Belgrad war der „Angriff muslimischer Freischärler auf den Lebensmittelkonvoi der UNO“ dagegen der Aufmacher fast aller Zeitungen. Sie nahmen den Zwischenfall zum Anlaß, „die Verbrechen der Muslimanen“ breit auszuwälzen. Die rechtsradikale Jedinstvo stellte gar triumphierend fest, daß die Welt jetzt endlich verstanden habe, wer für die früheren Massaker in der bosnischen Hauptstadt verantwortlich sei.

Und auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic nutzte den Tod der Franzosen für seine Zwecke: Während er für die Disziplin der serbischen Verbände garantieren könne, habe Izetbegovic jede Kontrolle über seine Truppen verloren. Deshalb könne man mit diesem Mann auch nicht mehr weiter verhandeln. Er trete dafür ein, den jetzigen Frontverlauf zur Grenze zwischen „drei souveränen Staaten“ zu erklären. Sarajevo sollte zu einer geteilten Stadt werden, die Kroaten eine „exterritoriale Zone“ erhalten. hof