Rassisten und Gaffer in Quedlinburg

■ Angriffe auf Asylbewerberheim/ Bürgermeister zeigt Solidarität mit Ausländern

Berlin (ap/taz) — Viele QuedlinburgerInnen scheinen entschlossen, es den BeifallklatscherInnen von Rostock-Lichtenhagen gleichzutun. 200 EinwohnerInnen der Harz-Stadt in Sachsen-Anhalt erfreuten sich in der Nacht zum Donnerstag daran, wie 100 rechte Jugendlichen mit Steinen und Brandsätzen wiederum das Asylbewerberheim am Rande eines Neubaugebiets angriffen. Es ist die vierte ausländerfeindliche Nacht in Folge. Die Polizei, die 155 Beamte eingesetzt hatte, nahm 71 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren fest, darunter zwei bekannte Rechte, die per Haftbefehl gesucht werden. Von den 80 AsylbewerberInnen wurde niemand verletzt. Der Quedlinburger Stadtrat hat die Überfälle verurteilt. Der Bürgermeister, Rudolf Röhricht, war in den drei vergangenen Nächten selbst am Asylbewerberheim und stellte sich demonstrativ den rechten Jugendlichen entgegen, worauf diese ihn beschimpften. Quedlinburg wird von einer SPD/Grüne- und Bürgerforum-Koalition regiert. Am Donnerstag erklärten weitere Ratsmitglieder, sie wollten in den kommenden Nächten am Asylbewerberheim Solidarität mit den AusländerInnen demonstrieren. Eine Bürgerinitiative bemüht sich, den rassistischen Krawallen entgegenzuwirken, indem sie für das Wochenende ein kleines Fest mit Flüchtlingen und Einheimischen organisiert.