AKW Krümmel sofort abstellen

■ Beamte manipulierten Gutachten über das Atomkraftwerk Krümmel / Leukämie doch vom AKW verursucht?

über das Atomkraftwerk Krümmel / Leukämie doch vom AKW verursacht?

Die Leukämieerkrankungen von sieben Kindern in der Elbmarsch wurden offensichtlich doch vom Atomkraftwerk Krümmel verursacht. AKW-Befürworter bestritten bislang einen solchen Zusammenhang, weil es darüber kein statistisches Material gäbe. Doch nun wurde bekannt, daß auch bei Eltern der erkrankten Kinder Blutkrebs entdeckt wurde.

Am vergangenen Mittwoch diskutierten Experten der niedersächsischen Untersuchungskommission gerade ein zweites Blutuntersuchungsprogramm, als Vertreter der Bürgerinitiative brisante Daten über den größten Siedewasserreaktor der Welt auf den Tisch legten: irgendwann zwischen der Inbetriebnahme 1983 und 1990 müssen größere Mengen Radioaktivität entwichen sein, die den Blutkrebs ausgelöst haben. Deshalb sucht die Expertenkommission systematisch nach Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten, also Störfällen, und kleineren und größeren Pannen. Bislang konnten sich die Wissenschaftler auf einen Bericht der Fachbeamten aus Kiel und Hannover stützen, die im März einen Zwischenbericht abgegeben hatten. Darin heißt es: „Im Rahmen der Statistik und im Rahmen der Meßgenauigkeit stimmen die gefundenen Werte überein mit denen an anderen Kernkraftwerkstandorten und darüber hinaus auch mit Werten, die von der allgemeinen Umweltüberwachung her im ganzen Land bekannt sind“. Die Beamten kommen zu dem Schluß: „Es gibt keinen Hinweis auf eine Ursächlichkeit für die Leukämieerkrankungen.“

Und von dieser Annahme sind bisher auch die Experten ausgegangen. Doch das Datenmaterial der Beamten war manipuliert, es fehlen jene Daten, die eine „Ursächlichkeit“ geradezu beweisen. Konkret geht es um Belastungen des Trinkwassers in Geesthacht mit dem radioaktiven Tritium und Cäsium 137, mit deutlich erhöhten Werten aus den Jahren 1986 und 1989. Vor allem geht es aber um einen Störfall oder um eine Dauerpanne beim Reaktorbetrieb seit 1987. Der Siedewasserreaktor ist nämlich kontaminiert, also verseucht, und müßte an manchen Stellen, etwa im Turbinenbereich, besonders abgeschirmt werden. Doch genau das war in Krümmel nicht der Fall, wie die Internationale Atomenergieorganisation in einem Bericht vermerkt. Dieses Dauerproblem führte nicht nur zur Verseuchung im Reaktor, sondern auch außerhalb, und wie Messungen ergaben, sogar noch in größerer Entfernung.

Die Mitglieder der Leukämieexpertenkommission waren verständlicherweise ziemlich verärgert, daß

1solche wichtigen Ereignisse bei dem Fachbeamtenbericht einfach unter den Tisch fielen. Die Bürgerinitiative Elbmarsch sieht sich in ihrem seit langem gehegten Verdacht bestätigt, daß die Überwachungsdaten von Krümmel nicht vollständig sind, sondern quasi geschönt her-

1ausgegeben werden. Die Glaubwürdigkeit sei schwer erschüttert, meint BI-Sprecher Eugen Prinz. Die Bürgerinitiative hat noch einmal ihre Forderung bekräftigt, endlich unabhängige Experten einzuschalten, die das gesamte Datenmaterial um den Atommeiler systematisch

1unter die Lupe nehmen. Der Vorsitzende der Expertenkommission Professor Hans-Erich Wichmann hat inzwischen die Fachbeamtenkommission in einem Schreiben aufgefordert, zu erklären, warum die Daten alle unter den Tisch fielen. Michael Buckup