MIT DER TAZ-KRISE AUF DU UND DU: Eine neue Technik für die taz
■ Was die EDV Neues für die Zukunft der Zeitung ausgebrütet hat
Der Zyklus der Erneuerungen der technischen Infrastruktur der taz beträgt ungefähr fünf Jahre. Dann sind Maschinen verschlissen, das heißt, sie funktionieren nicht mehr zuverlässig oder verursachen zu hohe Wartungskosten, oder sie entsprechen nicht mehr dem Stand der technischen Entwicklung. Aber welche Anforderungen definieren den „Stand der Technik“ bei einer Tageszeitung? Die Zeitungsbetriebe haben in den letzten zwanzig Jahren einen enormen technischen Wandel vom Bleisatz zur elektronischen Zeitungsherstellung hinter sich. Die taz war von Anfang an technisch innovativ. Neben betriebswirtschaftlichen Rationalisierungsnotwendigkeiten ergab sich diese Notwendigkeit auch aus der ungünstigen geographischen Lage Berlins für eine überregionale Tageszeitung.
Die taz wird in drei Druckereien in Pinneberg bei Hamburg, in Frankfurt und Berlin gedruckt. Dort sind die Ausgangspunkte für die nächtlichen Vertriebstouren. Ob der Vertrieb dann zuverlässig klappt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Druckereien auch rechtzeitig in den Besitz der Druckunterlagen gekommen sind. Wenn nicht, dann heißt es am nächsten Morgen aus dem Vertrieb, die taz sei „abgestürzt“.
Zugestandenermaßen hat es solche „Abstürze“ in den letzten beiden Jahren öfters gegeben, weil Berlin zwar mittlerweile eine offene Stadt ist, die taz bei der Luftfracht aber vom maroden System der Lufthansa abhängt. Zudem ist die Beförderung mit dem Flugzeug vor allem in den Wintermonaten besonders witterungsabhängig, zumindest bei Nebel waren Verspätungen vorprogrammiert.
Angesichts dieser unhaltbaren Zustände haben wir vor zwei Jahren beschlossen, unsere Produktionstechnik weiter so zu modernisieren, daß ganze Zeitungsseiten komplett, inklusive aller Illustrationen und Fotos, elektronisch an die Druckereien übertragen werden können. Bislang haben wir zwar auch Seiten übertragen, aber eben nur den Textanteil und nicht die Bilder.
Jetzt ist es soweit: Die neue Übertragungstechnik kann nach einer Probephase in der normalen Produktion eingesetzt werden. Neben der größeren Betriebssicherheit gewinnen wir auch Zeit, die wir für eine größere Aktualität nutzen können. Die Bildbearbeitung wird sich grundsätzlich ändern. Bislang müssen die für die nächste Ausgabe vorgesehenen Fotos und Illustrationen schon am Vormittag ausgewählt werden, weil sie mit der täglichen „Flughafentour“ mittags um eins das Haus verlassen, um dann mühselig über die Luftfracht den Weg in die Druckereien zu finden. Demnächst wird die Produktion so aussehen: Wir erhalten Bilder entweder über Satellit vom Reuter-Bilderdienst oder von freien Fotografen. Die Reuter-Fotos können direkt am Bildschirm bearbeitet werden, die Bilder unserer Fotografen werden über einen Scanner zur weiteren elektronischen Bearbeitung erfaßt. Die eigentliche Bildbearbeitung kann parallel zur Seitenproduktion erfolgen. Bild- und Textredaktion können durch diesen Zeitgewinn in engerer thematischer Abstimmung zusammenarbeiten.
Neben der größeren Produktionssicherheit und dem Zeitgewinn gibt es als dritten positiven Aspekt die Einsparung von Belichtungsmaterial, denn nach der Bearbeitung am Bildschirm erfolgt nur noch eine letzte Belichtung für das, was tatsächlich veröffentlicht wird.
Technologisch also wieder ein kleiner Schritt für die Menschheit und ein großer für die taz. Wäre doch zu schade, wenn diese jahrelange Entwicklungsarbeit unserer so hoch qualifizierten EDV-Crew, von der an dieser Stelle demnächst noch weitere Neuerungen anzukündigen sind, vergeblich sein sollte, nur weil es der taz an 5.000 Abos fehlt. Also: Abonnieren! khr
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