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Amoklauf mit Messer und Latte

■ Drei Jugendliche verletzten eine Schüler und zwei Inder / Der Staatsschutz ermittelt

verletzten einen Schüler

und zwei Inder / Der Staatsschutz ermittelt

Drei anscheinend rechtsradikale Jugendliche sind gestern in den frühen Nachtstunden in Billstedt mit Messern und Holzlatten bewaffnet Amok gelaufen und haben einen 19jährigen Schüler und zwei Inder niedergestochen. Der Schüler kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus, die beiden Inder wurden durch die Stiche leicht verletzt. Polizeisprecher Hartmut Herbst zur Tat: „Politische Hintergründe sind derzeit nicht erkennbar, eine gewisse Ausländerfeindlichkeit wird aber Rolle gespielt haben.“

„Ohne ersichtlichen Grund“, so die Polizei, hatte das stark alkoholisierte Trio zunächst gegen Mitternacht einen 19jährigen Schüler in der Ihlestraße angegriffen, der sich gerade mit seiner 16jährigen Freundin auf dem Heimweg befand. Mit Holzlatten und Messern schlugen und stachen die drei Jugendlichen auf den wehrlosen Schüler ein.

Während die Freundin zu einer Telefonzelle rannte, um die Polizei zu alarmieren, schleppte sich das lebensgefährlich verletzte Opfer mit letzter Kraft zur Wohnung seiner Eltern, die unverzüglich einen Notarzt alarmierten. Auf der Intensivstation des Allgemeinen Krankenhauses Wandsbek stellten Notärzte später acht Stichverletzungen fest, unter anderem hatte eine Klinge den Brustkorb nahezu durchtrennt.

Während mehrere Streifenwagen in die Ihlestraße rasten, schlug das bewaffnete Trio nur zehn Minuten später erneut zu: In der Legienstraße griffen die drei Jugendlichen zwei Inder an und stachen einem Mann in den Oberarm und seinem Begleiter in den Rücken. Beim Eintreffen der Polizei flüchtete einer der Amokläufer, zwei Messerstecher konnten aber von der Streifenwagenbesatzung „Peter 42/2“ festgenommen werden.

Die beiden Inder konnten nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen, der Schüler — mittlerweile außer Lebensgefahr — liegt weiterhin auf der Intensivstation der Wandsbeker Klinik. Obwohl die Polizei derzeit offiziell „politische Hintergründe“ ausschließt, hat der Staatsschutz des Landeskriminalamts (LKA 3) die Ermittlungen übernommen. Herbst zu dem offenkundigen Widerspruch: „Der Staatsschutz hat deshalb die Ermittlungen übernommen, weil wir politische Hintergründe vermutet haben. Das hat sich bisher aber nicht bestätigt.“ Peter Müller

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