Hermes gegen GUS-Abhängigkeit

Bonn (AFP/taz) — Die Bundesregierung hat gestern ein Maßnahmenpaket beschlossen, um ostdeutschen Unternehmen aus ihrer Abhängigkeit vom Osthandel zu helfen. Da deren Hauptkunde Rußland „nicht mehr kalkulierbar“ sei, könne der Osthandel keine Basis für die Unternehmen mehr sein, sagte der zuständige Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium, Lorenz Schomerus, nach der Kabinettssitzung in Bonn. Durch die ausbleibenden Aufträge aus der GUS sind in 150 Treuhand-Unternehmen etwa 200.000 Arbeitsplätze und weitere 200.000 in den Zulieferbetrieben gefährdet. Betroffen ist neben dem Maschinen- und Fahrzeugbau auch die Elektrotechnik. Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) sagte, das Hermes-Instrumentarium müsse im Zentrum der Maßnahmen stehen. Die zur Verfügung stehenden 5 Milliarden Mark sollen voll genutzt werden. Die Zusagen für Hermes-Bürgschaften werden um ein halbes Jahr bis Ende März 1993 verlängert, erläuterte Schomerus. Die Treuhandanstalt solle die Möglichkeiten schaffen, aus dem Osthandel liegengebliebene Waren im Wert von derzeit einer bis 1,5 Milliarden Mark im Westen abzusetzen. An der „überproportionalen Abhängigkeit“ Ostdeutschlands vom Osthandel habe sich seit der Vereinigung nichts geändert, so Schomerus. In Ungarn jedoch gingen inzwischen 75 Prozent der Exporte in den Westen; das Land habe sich, wie auch Polen, bereits vor der Wende umorientiert. ja