Der saubere Eindruck täuscht gewaltig

■ Trotz weniger Gestank und Steuerbegünstigung: Die Umweltbilanz von Dieselautos sieht schlecht aus / Wirksame Rußfilter gibt es noch nicht / Benziner mit geregeltem Katalysator sind freundlicher

Für einige Zeit war der Diesel- Motor sein Image als Dreckschleuder los. Bundesumweltminister Klaus Töpfer hatte im Sommer vergangenen Jahres eine befristete Steuerbefreiung für „besonders schadstoffarme“ Dieselautos durchgesetzt: Nur der Kauf solcher Wagen wurde belohnt, die pro Kilometer nicht mehr als 0,08 Gramm der krebserzeugenden Rußpartikel ausstoßen.

Inzwischen liefern fast alle Automobilhersteller Dieselmodelle, die in den Genuß der Steuervorteile kommen. Zwar gibt es die vollständige Steuerbefreiung seit dem 1. August dieses Jahres nicht mehr, doch weiterhin lockt die günstige Steuerklasse. Doch der „saubere Eindruck“, den die neuen Diesel hinterlassen, täuscht gewaltig.

Vor zwei Jahren baute VW als erster Hersteller serienmäßig Oxidationskatalysatoren in zwei Dieselmodelle ein. Doch Experten, so zum Beispiel Hermann Blümel vom Umweltbundesamt (UBA) haben inzwischen Kritik angemeldet: „Der Diesel-Kat verbessert den Ausstoß derjenigen Schadstoffkomponenten, die ohnehin schon gering sind, problematische Abgasbestandteile werden nur unwesentlich reduziert.“

Gemeint sind damit vor allem die krebserregenden Rußpartikel, und denen kann der Diesel-Kat wenig anhaben. Er beseitigt nur die angelagerten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Sie geben dem Abgas den typischen Geruch und wurden bislang für die Krebsgefahr verantwortlich gemacht. Inzwischen hat das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung in Hannover jedoch bewiesen, daß vom Ruß die größte Krebsgefahr ausgeht. Gerade in der Luft von Ballungsgebieten ist Dieselruß unbestritten der Krebsauslöser Nummer eins. Wirksame Rußfilter für den Diesel werden aber derzeit erst bei Bussen getestet.

Der übliche Diesel-Katalysator kann außerdem — anders als der geregelte im Benziner — die Stickoxide nicht unschädlich machen. Sie sind verantwortlich für die Bildung von giftigem Ozon und Sommersmog. Auch zum sauren Regen

1tragen die D-Modelle bei: Aus den bis zu 0,2 Prozent Schwefel im Diesel entstehen Sulfate. In Verbindung mit Wasser bilden sie Schwefelsäure. Am Sommersmog und am sauren Regen sind deshalb selbst die modernsten Diesel-Pkw mindestens doppelt so stark beteiligt wie die entsprechenden Benziner mit geregeltem Katalysator.

Die größte Stärke des Dieselmo-

1tors ist seine Wirtschaftlichkeit. Doch eine wichtige Kleinigkeit wird dabei oft vergessen: Der Kohlenstoffgehalt von Dieselkraftstoff ist höher. Daher entstehen aus einem Liter Benzin 13 Prozent weniger CO2 als aus einem Liter Diesel. Das muß der Selbstzünder erst einmal durch geringeren Kraftstoffverbrauch wettmachen.

brö/schu