Feuerwehr ruft zur Selbsthilfe auf

Berlin. Noch mit Schaudern erinnern sich Berlins Löschmänner an eine Serie von Keller- und Dachstuhlbränden im Juni dieses Jahres in Köpenick und Lichtenberg. Derartige zumeist vorsätzlich gelegte Gebäudebrände machen der personell wie fahrzeugmäßig schlecht ausgerüsteten Feuerwehr schwer zu schaffen. Eine neue Info-Kampagne der Feuerwehr zur Verhütung von Dachböden- und Kellerbränden soll Abhilfe schaffen.

Sehr viele Keller- und Dachstuhlbrände ließen sich vermeiden, wenn die MieterInnen die Ratschläge der seit heute auf allen Feuerwachen erhältlichen Info-Blätter beachten würden: Keller- und Bodentüren verschließen, Böden und Keller entrümpeln, brennbare Flüssigkeiten in Kellerräumen nur in ganz geringen Mengen lagern, Braunkohle nur trocken aufschichten, keine Motorräder oder Mopeds abstellen. Wegen der vielen Dachstuhlbrände ruft die Feuerwehr dazu auf, die Böden auf Nachtlager von Hausfremden oder »Kinderspielplätze« zu kontrollieren.

Nach der Erfahrung der Brandschützer verursachen Brände in Dachstühlen zwar meist die größeren Sachschäden, aber Kellerbrände brächten für die BewohnerInnen größere Gefahren für Leib und Leben. Die Feuerschäden selbst steigen aber auch durch Mängel im baulichen Brandschutz. Um den Flammen in Treppenhäusern den Weg zu versperren, sollten zumindest in Neubauten feuerhemmende Türen Standard sein, erklärte Feuerwehrchef Albrecht Broemme. Während es für den Schallschutz und die Wärmedämmung von Gebäuden staatliche Zuschüsse gebe, müßten die MieterInnen solche Türen jedoch aus eigener Tasche bezahlen. Broemme nannte dies »kurios«.

Von den 1991 in Berlin registrierten 14.709 Bränden waren 124 Dachstuhl- und 830 Kellerbrände. So gut wie alle der Feuer auf Dächern und gut 80 Prozent der Kellerbrände gingen auf das Konto von Brandstiftern. Auffallend: Im Vergleich zum Bevölkerungsanteil ist die Zahl der Brände in Dachstühlen im Osten doppelt so hoch wie im Westteil der Stadt. Der Polizei zufolge gibt es hierfür mehrere Ursachen: die vielen offenstehenden Bodentüren, reichlich brennbare Substanz in den heruntergekommenen Sanierungsbauten der Innenstadt, fehlende »soziale Kontrolle« durch Hausmeister. Die Zahl der gefährlichen Brandstiftungen steigt offenbar: Während die Berliner Feuersozietät im ersten Halbjahr 1991 für die Regulierung von Brandschäden rund 22 Millionen DM ausgeben mußte, sind es im Vergleichszeitraum dieses Jahres bereits rund 40 Millionen. Wenigstens den Brandstiftern vom Juni kam die Polizei auf die Spur: Es war eine Truppe von Zeitschriftenwerbern, die wohl aus Frust über ihren Drückerjob Feuer legte. Thomas Knauf