INTERVIEW
: „Wir sind keine schlechteren Europäer“

■ Emil Constantinescu, Präsidentschaftskandidat der Opposition, im Gespräch mit der taz

Der Hochschulprofessor Emil Constantinescu, 52, kandidiert für die Demokratische Konvention und gilt als aussichtsreichster Gegenspieler gegen den derzeitigen Präsidenten Ion Iliescu.

taz: Was wollen Sie anders machen als Iliescu?

Constantinescu: Rumänien ist Teil Europas. Ich werde alles tun, daß es seinen Platz in Europa einnehmen wird. Das war Iliescu überhaupt nicht wichtig. Rumänien versinkt immer mehr im Chaos. Die Talfahrt der Wirtschaft muß gestoppt werden. Politisch müssen wir Abschied von althergebrachten Machtstrukturen nehmen. Ein Neuanfang auf allen Gebieten ist notwendig.

Einen Neuanfang versprechen alle Parteien, Iliescu ebenso wie der rechtsextreme Funar...

Funar ist nur eine Eintagsfliege. Überall in Osteuropa wurden Menschen vom Nationalismus angestachelt. Aber nationalistischen Parteien gebe ich keine lange Zukunft. Denn außer Nationalismus haben die den Menschen nichts anzubieten. Funar hat kein wirtschaftliches, kein politisches Programm.

Roma und Ungarn haben aber Angst vor ihm. Welche Rechte wollen sie den Minderheiten geben?

Ich sage ganz klar, Nationalisten auf allen Seiten muß der Kampf angesagt werden, ob er ein Ungar oder ein Rumäne ist. Es muß bessere Minderheitenrechte geben, wie sie die KSZE fordert, es darf aber andererseits auch keine Privilegien geben, weder für die Mehrheit, noch für die Minderheit. Wir werden Europa zeigen, wir sind keine schlechteren Europäer als andere.

Wollen Sie alle Machtinstanzen säubern?

Ich trete für Reformen auf allen gesellschaftlichen Gebieten ein. Wer sich dem nicht anschließt, wer die modernen Prinzipien eines Rechtsstaates mißachtet, wer von Marktwirtschaft nichts hält, der wird einfach keinen Platz mehr finden. So einfach ist das. Es hängt letztendlich aber auch von Europa ab, ob es uns hilft, Teil des modernen Europa zu werden. Wir wollen es. Hilft uns Europa, haben dunkle Kräfte auch in Rumänien keine Chance, den Fortschritt aufzuhalten. Interview: Roland Hofwiler