■ Inkatha-Führer Buthelezi auf Konfrontationskurs
: Jetzt droht der Bürgerkrieg

Mangosuthu Buthelezi fühlt sich ausgesperrt. Bisher galt er als einer der drei wichtigsten Führer Südafrikas. Aber am Wochenende waren es nur Nelson Mandela und Frederick de Klerk, die sich im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit die Hand gaben und nach monatelangen Depressionen in Südafrika wieder einen zaghaften Hoffnungsschimmer produzierten. Das Abkommen zwischen Regierung und Afrikanischem Nationalkongreß (ANC) macht die Wohnheime für Wanderarbeiter, Buthelezis wichtigste Stützpunkte außerhalb seiner Heimatprovinz Natal, als Militärbaracken der Zulus unbrauchbar. Auch die „traditionellen Waffen“, die Speere und Stöcke, die dem Zuluführer als Zeichen der Männlichkeit seiner Stammesgenossen so am Herzen liegen, werden jetzt verboten. Das ist eine peinliche Niederlage für Buthelezi und ein Zeichen, daß die Regierung begriffen hat, wie sinnlos es ist, einen Buthelezi als Verbündeten zu schonen, wenn dadurch entscheidende Abkommen mit dem ANC blockiert werden.

Kein Wunder also, daß der Häuptling und seine Anhänger das Verbot ignorieren wollen. Kein Wunder, daß Buthelezi die Bedeutung der bilateralen Gespräche zwischen ANC und Regierung herunterzuspielen versucht. Aber die Realität ist, daß selbst die Vielparteienkonferenz Codesa (Konvent für eine demokratisches Südafrika) trotz der 19 beteiligten Parteien deutlich in zwei Lager geteilt war. Buthelezi und seine Inkatha-Partei waren im Regierungslager. Und Codesa brach zusammen, als ANC und Regierung sich im Mai nicht auf Details einer Verfassunggebenden Versammlung einigen konnten.

Um seine Bedeutung und die Bedeutung von Inkatha hochzuspielen, hat Buthelezi die blutigen Traditionen seiner Zulu-Krieger angefacht; er hat sein Einflußgebiet im Zulu-Reservat Kwa Zulu rücksichtslos verteidigt; er hat ethnische Spannungen zwischen Zulus und anderen Stämmen gezielt angeheizt. Das hat ihm politischen Einfluß gebracht, der in keinem Verhältnis steht zur Unterstützung für Inkatha in der Bevölkerung.

Aber auch wenn die Unterstützung für Inkatha vergleichsweise klein ist — der Zuluführer hat bewiesen, daß er Tausende von bewaffneten, fanatischen Anhängern mobilisieren kann. So widerlich seine Appelle an die Stammesidentität der Zulus sein mögen, sie sind zumindest unter Zulus aus ländlichen Gebieten wirksam. Wenn Buthelezi also in den letzten Tagen wiederholt vor einem Bürgerkrieg warnt, dann ist seine Wut, leider, ernst zu nehmen. Hans Brandt