Zerstrittene Opposition

■ Geza Szöcs ist Spitzenkandidat des „Demokratischen Bundes der Ungarn“

Bukarest (taz) — Geza Szöcs, 36, ist Vizepräsident der ungarischen Sammelbewegung, die zwar außerhalb der oppositionellen „Demokratischen Konvention“ zur Wahl antrat, aber auch schon bisher im Parlament mit dieser eine gemeinsame Politik verfolgte. Dies soll auch weiterhin so bleiben. Szöcs Wiederwahl als Senator im rumänischen Oberhaus gilt als sicher, er hat in seinem Wahlkreis in der siebenbürgischen Großstadt Cluj (Klausenburg) erfolgreich abgeschnitten.

taz: Wie werten Sie die ersten Wahlhochrechnungen?

Szöcs: Es ist eine Schande für Rumänien, daß Ion Iliescu so gut abgeschnitten hat. Unsere Partei hat jedenfalls für den Kandidaten der „Demokratischen Konvention“, Emil Constantinescu, geworben. Und in den Siedlungsgebieten der ungarischen Minderheit liegt Constantinescu ganz klar vor Iliescu. Aber es reicht eben nicht aus zu erklären, daß Iliescus Neokommunisten endlich von der Macht verschwinden müssen. Man muß den Leuten sagen, was man dem alten Herrschaftsapparat konkret entgegensetzt. Andererseits scheint es, daß unsere Taktik aufgegangen ist. Wir haben als eigenständige Partei kandidiert und werden wohl mit zehn Prozent der Stimmen viertgrößte Kraft im Parlament.

Wieder in der Opposition...

Eines zeichnet sich zum Glück schon ab. Iliescu wird es nicht leicht haben. Eine Koalitionsregierung ist unausweichlich. Wobei ich glaube, Iliescus „Demokratische Front“ wird da gar nicht vertreten sein, sondern nur Petre Romans „Front der nationalen Rettung“. Roman wird wohl mit der „Demokratischen Bauernpartei“ und der „Ökologischen Bewegung“ eine Regierung anstreben, vielleicht sogar mit Iliescu und den Rechtsextremen unter Gheorghe Funar.

Ist die Opposition geschlossen?

Das ist ein weiteres Problem. Die „Demokratische Konvention“, mit der wir unsere Politik eigentlich abstimmen, besteht aus 17 Parteien. Doch die großen unter ihnen sind ständig im Streit um die Führungsrolle im „Konvent“. Dieser Streit muß aufhören, Macht- und Profilierungssucht dürfen keinen Platz in der Parteiarbeit mehr haben. Sonst wird die Opposition zerfallen und in Rumänien ändert sich gar nichts mehr. Im Parlament werden dann Zustände schlimmer wie in Polen herrschen, wo sich jede Partei gegenseitig in der Arbeit blockiert. Nur wenn die Opposition zusammenhält, kann die Macht von Iliescu eingeschränkt werden. Dann wird es eine links- nationalistische Regierung unter Roman schwer haben, ohne Mißtrauensanträge lange im Amt zu bleiben. Interview: hof