Stresemannstraße: wieder freie Fahrt?

■ Bausenator möchte Fahrbahn wieder verbreitern: "Der Flaschenhals muß weg!" / Behörde: alles gar nicht wahr...

: »Der Flaschenhals muß weg!« / Behörde: alles gar nicht wahr...

Hamburgs SPD-Bau- und Verkehrssenator Eugen Wagner möchte das Rad der Geschichte um 13 Monate zurückdrehen: Die Stresemannstraße in Altona soll wieder zur schnellen Hauptverkehrsstraße ausgebaut werden. Das jedenfalls erklärte Wagner am Dienstagabend intern vor Genossen des SPD-Distrikts St. Pauli-Süd. Nach dem Unfalltod der kleinen Nicola Seher war streckenweise Tempo 30 eingeführt und die Straße für den Autoverkehr auf zwei Fahrbahnen reduziert worden. Senator Wagners neue Devise: „Der Flaschenhals muß weg.“

Wagner ist nach dem Kompetenzgerangel mit der neuen Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller für Verkehrspolitik in Hamburg zuständig. Während er sich offiziell bemüht, als Fahrradprotektor Ruhm und Anerkennung zu erlangen, scheint Wagner hinter den Kulissen schon längst mit der Autolobby gedealt zu haben. Wenn im Herbst sein neues Verkehrskonzept für Hamburg vorgestellt werde, so Wagner, werde es auch an der umkämpften Stresemannstraße gravierende Veränderungen geben. Wagner: „Auch wenn sich einige Anwohner wundern und erschrecken werden, aber die Stresemannstraße muß wieder für den Verkehr durchlässiger werden.“

Eugen Wagner kündigte an, den von Traute Müller eingeschlagenen Weg nicht weiterzuverfolgen: „Was eine junge Senatorin unter dem Druck der Straße gemacht hat, das geht mit mir nicht.“ Genauere Angaben machte Wagner nicht. Auch Wagners Sprecher Jürgen Asmussen konnte gestern nichts Konkretes sagen, bemühte sich aber zu beschwichtigen, die Flaschenhals- Bemerkung sei nicht konkret auf die Stresemannstraße gemünzt gewesen. Und: „Alle Planungsinstanzen haben die Vorgabe erhalten, daß es zu keiner Verschlechterung der Situation für die Anwohner kommen darf.“

Nach dem Tod von Nicola Seher, die von einem Sattelschlepper überrollt worden war, kam es zu wochenlangen Straßenblockaden. Aufgrund der massiven Proteste setzte Traute Müller dann im Senat durch, daß die Stresemannstraße zwischen Neuem Pferdemarkt und Bahnhof Holstenstraße zu einer „Tempo-30-Zone“ erklärt und die vierspurige Piste für den Autoverkehr auf jeweils eine Fahrbahn eingeengt wurde.

1Die Anwohnerinitiative, der im übrigen der Zutritt zur Distriktversammlung unter Androhung von Polizeigewalt verboten worden war, reagierte mit Entsetzen auf

1Wagners Pläne. Anwohnerin Sigrid Lembke fragt: „Soll die Stresemannstraße wieder die gefährlichste und dreckigste Straße Deutschlands werden?“ Die Alternative:

1„Eugen Wagner sagt: Der Flaschenhals muß weg. Wir dagegen fordern: Der Hals muß bleiben, die Flasche Eugen muß weg!“

Kai von Appen/Petra Timm