■ Guerillaführer Savimbi droht wieder mit Krieg
: Angola auf der Kippe

Für Jonas Savimbi ist alles klar. Er ist der frei gewählte Präsident Angolas, alles andere ist Wahlbetrug. „Die MPLA lügt“, so sein Kommentar zu den ersten Teilergebnissen der Regierung, nach der die bisher herrschende Partei bei den Wahlen der letzten Woche einen klaren Sieg davongetragen hat.

Von Wahlbetrug ist in Angola aber, glaubt man den internationalen Wahlbeobachtern, nichts zu spüren. Auch Savimbis ehemalige Alliierte in Washington und Pretoria sind dieser Meinung und haben zur Respektierung des Wahlergebnisses aufgerufen. Will der Unita-Guerillaführer jetzt doch an die Macht, muß er wieder zu den Gewehren greifen — und dazu scheint er nur allzu bereit. Entspricht die militärische Gewalt doch viel eher den tribalistischen, auf Unterwerfung gegründeten Loyalitätsstrukturen seiner Bewegung als die parlamentarische Demokratie.

Sollte Savimbi einen Wahlsieg seines MPLA-Gegenspielers Eduardo dos Santos nicht anerkennen wollen — er stünde mit dem Rücken zur Wand. Auf Unterstützung von außen könnte er nicht hoffen. Der Name seiner Organisation — Union für die völlige Unabhängigkeit Angolas — würde auf makabre Weise zum Motto seines einsamen Kampfes. Aber auch die MPLA stünde ziemlich allein da. Es wäre kaum zu erwarten, daß das Ausland den ehemaligen Marxisten massiv militärisch unter die Arme greift. Ein zweites Kuba, das wie vor siebzehn Jahren seine Soldaten zu Zehntausenden in die afrikanischen Wüsten schickt, ist nicht in Sicht. Was hätte sich dann aber für die AngolanerInnen geändert, außer daß sie ihre Präferenzen klar geäußert hätten?

Angola ist nach den Maßstäben der Weltökonomie durchaus „interessant“ — doch mit Einschränkungen. Es verfügt über riesige Ölvorkommen — allerdings konzentriert in dem kleinen Landzipfel Cabinda, von Rest-Angola durch ein Stück zairisches Staatsgebiet getrennt und überdies von einer Separatistenbewegung verunsichert. Es verfügt über große Mineralienschätze — aber zumeist in wenig zugänglichen Gebieten, für deren Erschließung der infrastrukturelle Aufwand enorm wäre. Die Hauptstadt Luanda hat zuweilen wochenlang kein fließendes Wasser und stinkt zum Himmel. Der Wiederaufbaubedarf ist gigantisch, die zur Verfügung stehenden Mittel winzig klein, und das in einer tiefen Rezession steckende Südafrika ist auch kein Deutschland des südlichen Afrikas, das für die darbenden Frontstaaten Kapitalgeber spielen könnte. Ein Krieg mehr oder weniger auf dem schwarzen Kontinent — es würde niemanden interessieren, und Angola bliebe lediglich, was es bereits ist: abgeschrieben. Dominic Johnson