Angola: Zählung ausgesetzt

■ Kommission soll Unita-Vorwürfe untersuchen

Luanda (taz) — Angolas Rebellenbewegung Unita und die seit 1975 regierende MPLA vereinbarten am Wochenende, eine gemeinsame Kommission zu gründen, um Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen zu untersuchen. Damit scheint vorerst ein neuer Krieg abgewendet zu sein, nachdem Unita-Führer Jonas Savimbi zuvor mit einer Wiederaufnahme des Bürgerkrieges gedroht hatte. „Die MPLA will die Macht an sich reißen, wie sie es bereits 1975 tat“, hatte Savimbi behauptet, als Antwort auf seine massive Niederlage. Nach bisherigen Ergebnissen kam Staatspräsident Eduardo dos Santos auf 51,5 Prozent der Stimmen, Savimbi mußte sich mit 38,7 Prozent zufriedengeben. Die weitere Auszählung ist unterbrochen, bis die Vorwürfe der Unita untersucht worden sind.

Staatspräsident dos Santos gelang mit seinem Wahltriumph ein politisches Wunder. Noch vor einem Jahr waren Beobachter überzeugt, daß Savimbis Unita die Regierung überrollen würde. Doch dos Santos mit seinem gemäßigten Ton erschien vertrauenswürdiger als der aggressiv auftretende Savimbi. Ein Diplomat: „Die Angolaner haben den Frieden gewählt.“

So paßten Savimbis Drohungen vom Samstag fugenlos in Äußerungen der Vergangenheit, die Unita könne nur durch Wahlbetrug verlieren. In Luanda verbreitete sich blitzschnell neue Kriegsangst. Am Abend wagte sich niemand auf die Straßen. Keiner traut sich, den Wahlsieg der MPLA zu feiern. Willi Germund