■ Wir lassen spielen
: Die Rennsau rauslassen

Bis vor ein paar Jahren noch gab es ein wunderbares Zockerspiel namens „Jockey“. Jockey war ein Sportspiel. Sportspiele haben selten Konjunktur. Auch der diesjährige Gewinner des „Spiel des Jahres“-Preises, „Um Reifenbreite“, ein Radrennspiel, wird mit einer Menge Pannen und Materialschäden zu kämpfen haben. Jockey war zu kompliziert. Vier verschiedenfarbige Pferde mußten, angetrieben durch Karten, über die Galopprennbahn gejagt werden. Doch die Grundidee ist geblieben. Immer mal wieder wurden Elefanten durch den Dschungel gehetzt, Kamele durch die Wüste getrieben und zu guter Letzt die Sau rausgelassen. „Schweinsgalopp“ nennt sich die neueste Variante und tarnt sich als Kinderspiel. Die Regeln sind wirklich kinderleicht, und die Sau geht sofort ab. Das haben auch die Jurymitglieder des Kritikerpreises gemerkt und das Spiel mit der Krone für das schönste Kinderspiel versehen. Für den Hauptpreis war es ihnen zu simpel. Mann fürchtet um das Spielniveau.

Der Plan zeigt einen Rundkurs ohne Start und Ziel. Fünf bunte Rennschweine werden in beliebiger Reihenfolge darauf lückenlos hintereinander plaziert. Neben dem Spielbrett liegen Futterchips. Jedes Schwein bekommt aus einem Stapel von 35 gemischten sieben Karten. Für das Spielgeschehen interessant ist lediglich ihre Hintergrundfarbe. Wer am Zug ist, legt eine Karte ab und bewegt das Schwein dieser Farbe auf das nächste freie Feld vor. Besetzte Felder werden dabei einfach übersprungen. Landet das gerade bewegte Schwein an der Spitze des Feldes, gibt es zur Belohnung einen Futterchip zum Anschauen. Erst wenn es gelingt, mit der letzten Karte ein Schwein an der Spitze zu plazieren, dürfen die Futterchips, die bei mir ganz schnell gegen Markstücke ausgewechselt wurden, behalten werden. Ansonsten ist alles futsch.

Schweinsgalopp ist ein Spiel für zwischendurch und verlangt trotzdem taktische Finesse. Wer unterbricht als Erster die Schweinekette? Wer startet einen Ausreißversuch, ohne mit der letzten Karte chipmäßig zu verhungern. Probiert es mit einem Hütchenspielbrett, fünf Pöppeln und einem 52er Blatt aus. Da geht echt die Wutz ab. Peter Huth

Heinz Meister: Schweinsgalopp, Otto Maier Verlag Ravensburg, zwei bis vier SpielerInnen, 32 Mark.