Schalck-Spezi muß zahlen

■ Michael Wischniewski muß 47 Millionen Mark an Finanzminister Theo Waigel abdrücken

Berlin (taz) — Im Streit um das Millionenvermögen des früheren Untergrundimperiums „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo) haben Theo Waigels Hausjuristen einen ersten juristischen Erfolg errungen: Das Berliner Landgericht verurteilte den als engen Vertrauten von KoKo- Boß Alexander Schalck-Golodkowski geltenden „Kaufmann“ Michael Wischniewski zur Zahlung von 47,6 Millionen Mark an die Bundeskasse. Außerdem vergattert das noch nicht rechtskräftige Urteil den 71jährigen Schalck-Getreuen, die Bücher der von ihm geleiteten Firma F.C. Gerlach offenzulegen. Im dem Rechtsstreit ging es um die Frage, ob die Firma F.C. Gerlach eine Privatfirma Wischniewskis war oder vielmehr, wie das Finanzministerium geltend machte, als KoKo-Firma zum Staatsvermögen der ehemaligen DDR gehörte. Nach der Wende versuchte Wischniewski, Millionenbeträge von Gerlach-Konten nach Liechtenstein und Israel zu verschieben. Das Geld wurde jedoch beschlagnahmt. Das Gesamtvermögen der F.C. Gerlach schätzen die Fahnder auf rund 200 Millionen Mark. Noch offen ist, ob es auch zu einem Strafprozeß wegen Untreue gegen Wischniewski kommen wird. „Mischa“ Wischniewski gehörte neben den Schwarzhändlern Simon Goldenberg und Günter Forgber zu den schillerndsten Figuren in Schalcks ehemaligem Schattenreich. Beide hatten sich nach steilen Karrieren in der Schieberszene des Nachkriegs-Berlins vor drohender Strafverfolgung in den Ostsektor der Stadt zurückgezogen. Sowohl Goldenberg als auch Wischniewski bestritten stets jede Geheimdienst-Verbindung. Ein Stasi-Vermerk vom April 1984, der der taz vorliegt, belegt allerdings das Gegenteil: Darin wird Wischniewski als „IM Mischa“ und Goldenberg als „IM Simon“ bezeichnet. Noch in den Wendetagen des November 1989 lieferte „Mischa“ mehrere Devisen-Millionen in bar in Schalcks Büro ab. Thomas Scheuer