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Mit Totenkopf-Bier den Markt aufmischen

■ Das neue Szene-Bier »Skull-Heavy« soll ein Starkbier für die Szene werden/ Gerstensaft soll neue Arbeitsplätze in den neuen Ländern schaffen

Berlin. Als Vierzehnjähriger hat Achim Schmid seine Leidenschaft für Bier entdeckt. Damals ging er mit Klassenkameraden einmal wöchentlich nach der Sportstunde »saufen«, wie er sagt. 18 Jahre später ist aus dem Faible des Teenagers eine »Lebensaufgabe« geworden, aus Schmid der Erfinder des neuesten Szene-Biers »Skull«. Der englische Name steht für Schädel und ist für den Berliner Jungunternehmer Programm. In Anlehnung an alte Piratenzeiten will auch er ein Anti-Zeichen setzen, mit schwarzen Bierflaschen und Totenkopf-Etikett gegen »gewienerte Gläser« anstoßen.

Ähnlich wie das ebenfalls in Berlin kreierte »Space«-Bier oder der »Bölkstoff« von Comic-Trunkenbold »Werner« soll auch »Skull«-Bier eine bestimmte Zielgruppe erreichen: »Lederjacken, Rocker, Motorradfahrer, Heavy Metal und vor allem Leute, die was Neues ausprobieren wollen«, sagt der 32jährige. Gerade mal acht Monate auf dem Markt, hat sein Bier schon namhafte Anhänger in der Musikszene. Zu den prominentesten »Skull«-Trinkern gehören laut Schmid der exzentrische Axl Rose und Gitarrist Slash von der US-Skandalgruppe Guns N' Roses. »Great«, lautete ihr Urteil.

Doch vor allem die Deutschen sollen Geschmack am neuen Gerstensaft finden. Den Anfang machen Musiker und ihre Fans. Bei Rocker-Festivals, Biker-Treffen, in Independent-Clubs oder Tanzschuppen kreisen die schwarzen Flaschen. Schmid: »Die Leute, die wir ansprechen wollen, finden das geil.« Auch im Ausland wächst das Interesse an dem neuen Bier made in Germany. Anfragen liegen aus der Schweiz, England, Belgien, Griechenland und Japan vor.

Noch tüftelt der »Biertrinker aus Passion« und frühere Kneipier am Geschmack seines Gebräus, der würzig und frisch sein soll. Alle acht Wochen fährt er zum Abschmecken nach Süddeutschland, wo das Bier nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird. »Die haben schwer gestaunt, als sie das Etikett gesehen haben.« In einer anderen oberfränkischen Brauerei war er deswegen sogar abgeblitzt. Die »endgültige Mischung« will Schmid bis zum Jahresende gefunden haben. »Das muß top schmecken, wenn's richtig losgeht.«

Derzeit baut der gebürtige Freiburger sein Vertriebssystem auf. In Hamburg und Köln hat er bereits Geschäftspartner, weitere Verträge sollen bis zum Winter mit Getränkefirmen in ganz Deutschland geschlossen werden. »Am liebsten wäre mir«, sagt Schmid, »wenn in anderen Städten Leute aus der Szene den Vertrieb übernehmen würden.« Sein Produkt soll Arbeitsplätze schaffen, gerade in den neuen Ländern. »Ich bin auf der Suche nach einer Brauerei im Osten. Die sind jung in der Marktwirtschaft, und wir sind jung — das paßt zusammen.«

Später will Schmid sogar ein Bierkollegium gründen und damit an das Tabakkollegium des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. im 18. Jahrhundert anknüpfen. »Da soll nicht nur gesoffen, sondern auch getestet werden«, sagt der 32jährige. »Ich will die Bierkultur revolutionieren.« Denn anders als in der Musikszene, die sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert habe, sei auf dem Biermarkt praktisch alles beim alten geblieben. Auch die seit Mitte der achtziger Jahre zunehmend beliebten alkoholfreien und Leicht-Biere sind für Schmid nur ein Ansporn, statt dessen für die Szene ein Starkbier zu brauen: »Skull-Heavy« mit 8,5 Prozent Alkohol. Jutta Lauterbach/dpa

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