Schluß mit der Hilfe für Drogenabhängige

■ Betreuungsbus für Prostituierte wird abgeschafft / Träger kritisert akzeptierende Drogenarbeit

Der Senatsbeschluß zur Verlegung des Drogenstrichs ist noch nicht gefaßt, da setzt der Träger des Betreuungsbusses für drogenabhängige Prostituierte bereits ein deutliches Zeichen: „Die Bremer Hilfe zur Selbsthilfe stellt Ende Oktober ihr Hilfsangebot für drogensüchtige Prostituierte ein“, teilt der Verein mit und stellt sich fast im gleichen Atemzug hinter die Beschlüsse der SPD-Fraktion zur Drogenpolitik: „Die SPD-Fraktion hat bisher als einzige den Mut gefunden, deutlich auszusprechen, daß nur der eingeleitete Prozeß der Scene-Rückbildung in Verbindung mit einem Ausbau der Ausstiegshilfen konkrete Verbesserungschancen für das Viertel biete“, läßt Vorstandssprecher Volker Tegeler verlautbaren.

Mit dem zu erwartenden Senatsbeschluß habe die Einstellung des Hilfsangebots nichts zu tun, schickt Volker Tegeler auf Anfrage hinterher. Der Bus würde von einem Teil der AnwohnerInnen als „Symbol für den Straßenstrich“ abgelehnt. Und der Bürgerprotest sei „nicht ungerechtfertigt“, findet Tegeler. „Ich denke, das mit dem Bus ist ein Zeichen“, sagt Tegeler, der das Hilfsangebot einstellen will, obwohl er weiß, daß seine eigenen Mitarbeiterinnen „es für vernünftig halten, das weiterzumachen“. Doch im derzeitigen sozialen Klima könne man sich einen solches Angebot nicht mehr leisten. Die Frauen, die den Bus bislang betreut haben, werden künftig „streetwork machen“, um den Kontakt zu den Frauen zu halten, kündigt Tegeler an. Für 15 Frauen will die Bremer Hilfe zur Selbsthilfe eine betreute Wohngemeinschaft einrichten.

In seiner Pressemitteilung wendet sich der Vorstandssprecher „besonders scharf“ gegen die Kritik des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes an den SPD-Beschlüssen. Der DPWV nannte die Entscheidung eine „Verdrängungsmethode im doppelten Sinn“: Zum einen würden die Frauen, die Hilfe brauchten, in immer dunklere Ecken der Gesellschaft abgedrängt, zum anderen werde so das Drogenproblem überhaupt verdrängt. Der DPWV fordert weiterhin eine Verlagerung des Drogenstrichs in ein gut zu überwachendes Gebiet, analog dem Utrechter Modell.

Hinter diesem Modell wiederum sieht die Bremer Hilfe zur Selbsthilfe nichts anderes als einen „staatlich subventionierten legalen Bordellstrich“. Der Verein findet das „pervers“, ebenso wie die „akzeptierende Drogenarbeit“, die für Vorstandssprecher Tegeler nur eine „hilflose Umarmungsstrategie“ ist.

Daß bei einer Zerschlagung des Drogenstrichs zunächst die Frauen bestraft werden, die die Ordnungsstrafen bezahlen müssen, ist auch dem Vorstandssprecher klar. Doch die Politik habe sich da „in eine wahnsinnige Sackgasse“ begeben, aus der Tegeler und sein Verein ihr durch ihren Beschluß offensichtlich wieder raushelfen wollen. „Man wird dem SPD-Beschluß nicht gerecht, wenn man nur auf die Repression abhebt“, findet Tegeler. Diemut Roether